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146 Städtische Strassen-Eisenbahnen.
ist der Dampf in der That bei gutem Wetter, wo er sich in der Luft rasch
zerstreut, unschädlich gemacht. Dagegen wird bei kaltem und nebligem Wetter,
wo Dampfwolken sich weit ausbreiten können, vielfach die Kondensation
des Dampfes in der Lokomotive selbst für nothwendig gehalten, obgleich
damit auf den grossen Nutzen des Blasrohrs zum Feueranfachen verzichtet
und der Effekt erheblich vermindert wird. Man muss dann einen grösseren
Kessel und einen Kondensations-Apparat verwenden; beides steigert Gewicht
und Kosten. Deshalb sollten wenigstens die Anforderungen an Kondensation
auf das geringste Maass, d. h. auf kalte Witterung, auf das Innere von Städten,
beschränkt werden, eventuell auf einen Theil des Abdampfes, besonders da
Pferde und Menschen sich leicht an das Auspuffen von Dampf gewöhnen. Man
hat bisher oft das Unternehmen einer Strassenbahn zugunsten einzelner schreck-
hafter Individuen ungebührlich belastet.
Was die Apparate zur Kondensation betrifft, so strömt in Fig. 171
der Abdampf aus den Zylindern in einen über dem Dach ausgebreiteten Wasser-
behälter, durch ‘die hohe Lage desselben werden aber die Schwankungen des
Fahrzeugs verstärkt und wird das sich rasch anwärmende Wasser dem Führer-
personal lästig. Zweckmässiger ist der „Luftkondensator“ in Fig. 170 und 172,
wo der Abdampf ein über dem Dach angebrachtes System von Röhren durch-
streicht, dessen beträchtliche Oberfläche von der Luft kühl gehalten wird. Bei
dem Typus IV von Krauss (50 Pfdkr.) z. B. besteht der Kondensator aus 3 Längs-
leitungen mit 3 qm Oberfläche und aus 130 quer gelegten Kupferröhren von 35 mm
Weite mit zusammen 324m Oberfläche. Es können auf lqam Kühlfläche und in
1 Stunde 3,5ks Dampf von 1,5 Atm. Druck bei 17° C. Lufttemperatur kondensirt
werden. Das gewonnene Kondensationswasser und etwaige Reste von Dampf
gelangen in den Speisewasser-Behälter, welcher bei a im Rahmen, bei c unter
dem Kessel liegt. Natürlich kann auch System b mit Oberflächen- oder Luft-
Kondensation ausgestattet werden und es sind derartige Lokomotiven von Sulzer-
Winterthur u. a. für Hamburg-Wandsbeck geliefert. Umgekehrt, wo es sich
nur um Kondensation auf kurze Strecken handelt (länger als 15 Minuten wird
bis jetzt wohl nirgends im Stadtbereich gefahren) genügt es, einen kleinen
Wasserbehälter zu nehmen, welcher füglich unter dem Kessel Platz findet,
Fig. 173.
- Das Konstruktionsgewicht der Lokomotive steigt durch einen Kondensator
um 0,3 bis 1t. Diese Steigerung ist im allgemeinen bei ‚Luftkondensation ge-
ringer als bei Wasserkondensation, es sei denn, dass letztere in dem Speise-
wasser-Behälter vorgenommen und somit der kondensirte Dampf zur Kessel-
speisung verwendet wird, statt einen eigenen Wasserbehälter zum Kondensiren
vorzusehen. So wünschenswerth ein solcher Kreislauf ist, um an Gewicht zu
sparen und um das Speisewasser für den Kessel auf die einfachste Weise vor-
zuwärmen, so rathen doch manche vorsichtige Konstrukteure davon ab, weil
der Dampf Schmieröl aus den Zylindern mitreisst und dadurch der Kessel ver-
unreinigt würde.
Was die Bremsvorrichtungen an Strassenbahn-Lokomotiven betrifft,
so sind es in der Regel Klotzbremsen, deren Anpressen gegen die Bandagen
meistens durch Umwerfen eines entsprechenden Hebels bewerkstelligt wird,
sei es von Hand oder durch den Fuss des Führers. Auf diese Weise kann
sehr rasch und sehr kräftig gebremst werden. Auf längeren Gefällen macht
mnn auch von Luftbremsen Gebrauch (Komprimiren atmosphärischer Luft in
den Dampfzylindern bei Abstellung des Dampfes.)
Von Signalen ist die Dampfpfeife häufig verboten, daher eine Glocke,
von Hand oder mechanisch bewegt, auch Mundpfeife und Horn. Kuppelungen
auf Zug und Stoss eingerichtet, ındem die Bahnwagen nicht mit Bufern aus-
gerüstet sind, ausser event. bei Güterverkehr mit Vollbahn-Wagen. Dem Führer
ist ein solcher Platz auf der Lokomotive anzuweisen, dass er sein Augenmerk un-
verwandt der zu befahrenden Strasse widmen kann und dabei alle Steuerungs-
organe bequem zur Hand hat, nämlich Regulator, Reversirhebel, Bremse,
Speiseapparat, Kommutator zur Kondensation, zudem die Kesselgarnitur. Da-
mit nun die Maschine, ohne Drehung auf den Endpunkten, vorwärts und rück-
wärts fahren kann, steht der Führer bei a und 5 in der halben Länge der
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