Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
  
VERTRAT TEEN TEST, lt ge te a TE Sa RT eg Eh RE fe 
166 Einleitung. 
steigen (monoblastische Theorie Pettenkofer). Möglicherweise können sich sogar 
durch „Anpassung“ Miasmenpilze in Kontagienpilze umwandeln. Genug es 
müssen Oertlichkeit und Ansteckungsstoff zusammen wirken. In der That liegen 
auch bei Typhus und Cholera zahlreiche Belege vor, dass diese Krankheiten 
nnter ähnlichen Umständen auftreten, wie sie schon oben bei den Miasmen 
angeführt sind, nämlich wo organische Stoffe aufgespeichert, bez. oberirdisch 
oder unterirdisch zusammengeschwemmt sind und in Fäulniss gerathen (Un- 
terschiede selbst von Haus zu Haus), ferner in Mulden mit hohem Grundwasser- 
stand und an dem feuchten Fuss von Steilrändern gegenüber trocknen Anhöhen, 
nach dem Fallen von Grundwasser, d. h. nach längerer trockner Zeit, sowie 
bei häufigen Schwankungen desselben. Nach langen Beobachtungen in München, 
Berlin, Bremen u. a. entspricht das Maximum des Grundwassers dem Minimum 
des Typhus und umgekehrt, je häufiger und stärker das Grundwasser schwankt, 
desto grösser die Morbidität des Typhus. In solchen Städten, in welchen 
Typhus und andere ansteckende Krankheiten niemals ganz aufhören, ist auch 
der Einfluss von Grundwasser-Schwankungen auf die allgemeine Sterblichkeit 
zu beobachten.!) 
Ueber die gegenseitige Bedeutung der beiden Ursachen: Kontagium und 
Boden gehen die Meinungen auseinander und zwar z. Th. sich deckend mit dem 
oben berührten Streit in der Trinkwasser-Frage. Von der einen Seite wird 
vor allem gesucht, das Kontagium zu erforschen und abzuschliessen, deshalb 
auch das Trinkwasser als verdächtig angesehen, von der anderen das praktische 
Hauptgewicht auf die örtlichen Umstände gelegt. Hier kann auch in erster 
Linie die öffentliche Gesundheitspflege einsetzen mittels Reinigung und Ent- 
wässerung, während der direkte Kampf gegen die Pilze und die Stärkung der 
individuellen Widerstandskraft weit schwieriger sind. Es genügt nach Petten- 
kofers Ausdruck in einer Kette von Ursachen ein Glied zu brechen, um die 
Wirkung zu verhindern, und zwar wählt man praktisch das am leichtesten und 
sichersten erreichbare: die örtliche Disposition. Deshalb wird insbeson- 
dere dem Trinkwasser als etwaigem Träger von Kontagien keine grosse Wich- 
tigkeit beigelegt, womit jedoch die grosse Bedeutung reinen Trinkwassers nach 
anderen Richtungen keineswegs abgeschwächt sein soll. Ausserdem sollen auch 
die Kontagien selbst, ihre Nährstoffe und die möglichen Medien ihrer Ver- 
schleppung nicht vernachlässigt, vielmehr bei manchen Maassregeln der Städte- 
reinigung mit behandelt und möglichst unschädlich gemacht werden. Endlich 
liegt es mit in unserer Aufgabe, Schädlichkeiten zu beseitigen, durch welche 
die persönliche Widerstandskraft gegen Krankheiten im allgemeinen, also auch 
gegen Epidemien geschwächt wird (s. o. unter Fäulniss und Nässe). 
II. Uebersicht der Maassregeln. 
Aus dem Angeführten ergeben sich folgende Aufgaben gegenüber den zu 
Anfang von I angeführten 5 Gruppen: Fäulnissfähige Abfallstoffe. sollen mög- 
lichst schleunig aus dem Bereich der Wohnungen entfernt werden, insbesondere 
solche, welche schon Feuchtigkeit als Bedingung der Zersetzung mitbringen 
oder Dejekt'onen von Kranken enthalten können, oder bereits in Fäulniss be- 
griffen sind: Exkremente, Hausabwasser. Sofern die Entfernung nicht voll- 
ständig geschieht, vielmehr organische Stoffe aufgespeichert werden, können 
sich, so lange dieselben über der Erde oder in Gruben faulen, Gase und event. 
Pilze ohne weiteres in die Luft unserer Behausungen verbreiten; daher thun- 
lichster Schutz der letzteren durch bauliche Vorkehrungen, ferner Desinfektion 
der gefährlichen Materie und Sicherung gegen Abtrocknen (Entweichen von 
Pilzen). Sinken aber die organischen Stoffe unter die Erdoberfläche durch 
Auslaugen mit Regen bei der festen Form (1), durch Undichtigkeit der Behälter 
bei den flüssigen Formen (2) und (8), so können ihre Produkte theils noch 
durch die oberen Bodenschichten ausdunsten, theıls durch unterirdische Wasser- 
bewegung in Brunnen gelangen, also entweder geathmet oder genossen werden. 
Man muss daher äufgespeicherte Schmutzmassen möglichst an der Verunreinigung 
  
  
5 Graphische Darsteltung über diesen Zusammenhang in Wien für 1876—86 in der 
Wochenschrift“des österreich. Ingenieur-Vereins 1887, 216, 
-———hn 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.