Sonstige Massregeln auf Strassen 187
Mit warmem Wasser sucht die Strassen-Wasch- und Schneeschmelz-Ma-
schine von Hentschel (D. R. Patent 40953) zu operiren, ein Fahrzeug mit Ofen,
Wasserbehälter und Zylinderbürste ausgerüstet. Letztere arbeitet unter Wasser-
spülung zum Aufweichen, Verflüssigen und Abkehren des Schnees (vergl. BII
am Schluss.) t)
Endlich ist der Gebrauch von Salz zu erwähnen, bei Frost auf den Schnee
gestreut, indem eine Mischung von Schnee und Salz eine breiartige Masse dar-
stellt, welche selbst bei —15° nicht friert, daher leichter zu entfernen ist als
gefrorener Schnee. In Paris?) wird vermöge einer genauen Arbeitsorganisation
der Schnee, ehe er zusammen backt, mit zerstossenem Kochsalz bestreut: 10
bis 208 für 1am und für Lem Schneehöhe. Nach einigen Stunden kann die
Mischung wie Strassenkoth abgekehrt und in die Kanal-Einläufe gestrichen,
sowie die ganze Fläche mit reinem Wasser nachgespült werden. Der Vortheil
für die Stadtkasse soll beträchtlich sein. Allein das Verfahren ist insofern
recht unangenehm und gesundheitbedenklich, als in dem sehr kalten und nassen
Brei Menschen und Pferde sich erkälten und die Fussbekleidung, nachdem sie
mit Salz durchdrungen, schwer wieder austrocknet. Aus diesem Grunde wird
in Paris und Liverpool hauptsächlich Nachts mit Salz gearbeitet und sollte
überhaupt das Verfahren auf ganz dringende Fälle und möglichst nur auf den
Fahrweg beschränkt werden, sofern Menschenhände den Schnee nicht mehr be-
wältigen können; in Berlin ist das Bestreuen von Fusswegen mit Salz polizei-
lich verboten.
3. Massregeln gegen Glätte. Hier kommt besonders Glatteis in Be-
tracht und auf Asphaltstrassen eine bei feuchtem Wetter sich bildende schmie-
rige Schicht (s. den Abschnitt über Städtische Strassen D VI 2). Für
die Sicherheit der Fussgänger auf Fusswegen und Uebergängen an Strassen-
kreuzungen zu sorgen, liegt in der Regel den Hausbesitzern ob, welche allein
mit der wünschenswerthen Raschheit überall gleichzeitig handeln können. As-
halt-Fahrwege sind der Gemeinde, Flächen von Strassenbahnen der Bahnge-
sellschaft überlassen; alle sonstigen fahrbaren Flächen bleiben ausser Acht.
Das gebräuchlichste Hilfsmittel besteht im Streuen von Sand oder Asche.
Selbst auf grossen Flächen (Fahrwegen) erfolgt dieses gewöhnlich von Hand,
durch Werfen mit der Schaufel. Zwar sind auch Streuwagen erfunden, welche
bei ihrer Bewegung den Sand selbstthätig vertheilen, aber ihr Nutzen erscheint
zweifelhaft, weil ıhre Streubreite beschränkt ist, sie demnach mehr den Ver-
kehr stören und sich den besonderen Bedürfnissen einzelner Stellen nicht an-
passen können, während ein Arbeiter rasch und geschickt den Sand über eine
ganze Fahrwegbreite vertheilen kann. Mit 1cbm
Fig. 19. Salzstreuwagen. 1:60. Sand werden bis zu 3500 ım gleichmässig überstreut.
> Mit Salz könnte Glatteis zum Schmelzen
gebracht werden, daher vielleicht eine Mischung
von Sand und Salz geeignet. Allein der hiermit
zunächst erzeugte nasse Schmutz ist (wie oben
schon erwähnt) höchst unangenehm. Daher be-
; schränke sich die Anwendung von Salz mehr auf
| ze das Aufthauen von Eis an Brunnen und Hydranten,
n > sowie auf die Schienen von Strassenbahnen (be-
sonders bei Lokomotivbetrieb). Hier ist wohl ein
eigener Salzstreuwagen im Gebrauch, Fig. 19.
Durch ein Flügelrad, gedreht mit der Handkurbel, oder auch selbstthätig von
der Wagenachse aus, wird das Salz aus dem Behälter in zwei Röhren geleitet
und fällt aus diesen auf die Schienen. Die zu streuende Menge wird entweder
durch die Umdrehungs-Geschwindigkeit der Kurbel, oder durch Hähne an den
Röhren regulirt. Auf dem Wagen wird ein Vorrath von Salz mitgeführt, um
den Behälter stets wieder zu füllen.
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1) Zentralblatt der Bauverwaltung 1887, 466.
2) Annales des ponts et chaussdes 1886, Sept.