Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
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Verarbeitung. 205 
Bahntransport oder eventuell Wassertransport die Konkurrenz unter den Ab- 
nehmern, also auch der Verkaufspreis der Exkremente steigen wird. Thatsäch- 
lich erzielen bereits einige Unternehmer hohe Gewinne (die Dresdener Abfuhr- 
gesellchaft 90/, Dividende), während andere beinahe mit Verlust zu arbeiten 
scheinen. Somit empfiehlt es sich für eine Stadt, den Vertrag entweder nur 
auf kurze Zeit abzuschliessen, was aber wohl nur dann günstig ausfallen kann, 
wenn die Gemeinde das beträchtliche Betriebsmaterial selbst stellt, oder gewisse 
Aenderungen des Gebührentarifs vorzubehalten, wie es z. B. bei Strassen-Eisen- 
bahnen zuweilen geschieht. 
V. Verarbeitung. 
Die in C IV besprochenen Verlegenheiten beim Verkauf von Exkrementen 
würden gehoben sein, wenn man die landwirthschaftlich werthvollen Bestand- 
theile aus den Exkrementen auszieht und in eine für Transport und Ver- 
wendung bequeme Form bringt. Nur sollte dieses Dungpulver (Poudrette) 
durch Ausscheidung des Wassers so konzentrirt geliefert werden, dass es die 
Transportkosten auf weite Entfernunger tragen und mit anderen künstlichen 
Dungstoffen in Wettbewerb treten kann. Es liegen den zahllosen Erfindungen zur 
Verarbeitung der Exkremente auf Poudrette folgende Hülfsmittel zu Grunde: 
Lufttrocknung, Eindampfen, Filterpressen, chemische Behandlung, Mischung mit 
sonstigen Düngerstoffen. Von eingehender Beschreibung alles dessen kann hier 
um so mehr Abstand genommen werden, als die allermeisten Verfahren wegen 
Unrentabilität wieder aufgegeben sind oder wenigstens nicht zur Nachahmung 
reizen. Rawlinson & Read a. a. O.: „Keinerlel Bereitung von Poudrette aus 
 städtischem Unrath, sei es mit oder ohne chemische Mittel, hat die Kosten des 
Verfahrens gedeckt.“ Bei Fällung dieses Urtheils waren indessen 3 neuere 
Methoden noch kaum bekannt, deren Grundsätze und Ergebnisse in folgendem 
kurz angegeben werden sollen.) 
1. Podewils versetzt die Exkremente durch Zerstäuben oder Umrühren 
mit Schwefelsäure, um das Ammoniak zu binden und schwängert sie in einem 
Rührapparat mit den Rauchgasen einer Feuerung, wodurch sie schon einen 
Theil ihres Wassergehalts verlieren und gleichzeitig etwas desodorisirt werden. 
Die völlige Verdampfung erfolgt sodann (DRP. 5380) in flachen Schalen, deren 
8 über einander in einer Kammer aufgestellt und von den Gasen einer am 
Boden der Kammer befindlichen Feuerung regelmässig umspült werden. Neuer- 
dings sind ausserdem Kessel mit Rährvorrichtung angewendet, in welchen 
z. Th. die Luft verdünnt worden, um schon bei 65—85° verdampfen zu können. 
Im ganzen Verlauf der Verarbeitung gelangen die Fäkalien nirgends an die 
Luft; die entwickelten Gase werden verbrannt, daher wenig Geruch. — Anlage 
in Augsburg. 
2. Liernur.2) Die Exkremente werden durch Umrühren mit etwa 1°), 
Schwefelsäure möglichst genau neutralisirt, um das Ammoniak zu binden und 
im luftverdünntem Raum eingekocht. Letzterer stimmt im wesentlichen mit 
einem dreitheiligen Abdampfapparat für Zuckersaft überein, in welchem der 
Abdampf der einen Abtheilung zum Anwärmen der folgenden benutzt wird. 
Auch soll schon für die erste Abtheilung der Abdampf von derjenigen Dampf- 
maschine dienen, welche die Luft theils aus dem Röhrennetz, theils aus dem 
Vakuumapparat zu pumpen und den sonstigen Fabrikbetrieb. zu bedienen hat, 
nachdem ein sogen. Economiser diesen Abdampf stark überhitzt und völlig ge- 
trocknet hat. Der hiermit erzeugte Brei, bestehend aus 60°), Wasser und 
409%, Trockensubstanz, wird mittelst eines Bürstenapparats auf Walzen aufge- 
tragen, welche mit Dampf geheizt, langsam umlaufen. Die angetrocknete Kruste 
aber wird mit Hülfe einer zweiten, mit Stacheln besetzten Walze abgeschlagen 
und dadurch sofort feines Poudrette-Pulver gewonnen. — Ausgeführt in 
Doordrecht, aber wieder eingestellt, dem Vernehmen nach, um eine vollständigere 
Fabrikanlage abzuwarten, ferner in Amsterdam, aber nur bis zum breiartigen Zu- 
{) Schilderung und Vergleich dieser 3 Methoden durch Engler in der Zeitschrift des Ver- 
eins deutscher Ingenieure, Bd. 27, S. 205. 
2) Selbstredend sind die zwei Erfindungen Liernur’s: pneumatischer Transport und Ver- 
arbeitung der Exkremente unabhängig von einander, die eine ohne die andere anwendbar. 
  
  
 
	        
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