Desinfektion. 271
boden zweckmässig, Aus diesem Grunde wechseln auch die empirischen
Normen: in England meistens 2kg Erde für 1 Kopf und Tag, anderwärts bis
ökg. Die speziflische Oxydationskraft von Erde ist so beharrlich, dass schliess-
lich die Exkremente völlig in Gase und lösliche Stoffe verwandelt sind. Nach
Abtrocknung kann sie abermals gebraucht werden; 4 bis 6malige Wiederver-
wendung ist bereits vorgekommen, ja es würde ein gewisser Erdvorrath für ein
Haus auf alle Zeiten genügen, wenn man nicht beabsichtigt, die geschwängerte
Erde als Dünger zu benutzen. Gerade zu diesem Zweck eignet sie sich vor-
züglich, indem theils den Pflanzen die mineralisirten Stoffe der Exkremente
schon in „aufgeschlossener“, löslicher Form dargeboten werden, theils die erd-
artige Beschaffenheit eine reinliche Vertheilung und die bekannten physikalischen
Vortheile der Dammerde gewährt.
Aehnlich der Erde verhält sich Asche beim Desinfiziren und beim Düngen.
Ihre Anwendung liegt um so näher, als sie ohnedies beseitigt werden muss.
An manchen Orten wird sie aus dem Hauskehricht durch Sieben in der
wünschenswerthen Feinheit abgesondert (BIIT). Doch ist die erforderliche
Menge — etwa das Doppelte der Exkremente — aus der gewöhnlichen Haus-
feuerung in der Regel nicht gedeckt, Nur in Manchester scheint sie annähernd
auszureichen, indem dort die gesiebte Asche im Haus aufbewahrt und in „Aschen-
klosets* nach dem Tonnensystem benutzt wird.
Während es sich bei Erde und Asche immer um den Zusatz, also auch
um den Transport ansehnlicher Mengen und Gewichte handelt, ist diese
finanzielle Schwierigkeit möglichst verringert bei den neuerdings aufgekommenen
Präparaten aus Torf.!) Durch Zerkleinern desselben und Sieben erhält man
etwa 80°/, grobe fasrige Masse: Torfstreu und etwa 20°), feine pulvrige:
Torfmull. Beide besitzen ein bedeutendes Vermögen, in der lockeren Struktur
Flüssigkeiten aufzusaugen und deren Gehalt an Humussäure Ammoniak und
andere Gase (Stinkstoffe) zu binden, und zwar naturgemäss der Torfmull noch
mehr als die Torfstreu. Letztere absorbirt im lufttrocknen Zustand ihr 4 bis
6faches Gewicht an Wasser, Torfmull sogar das 6—12fache, von Ammoniak
1,5—2°/, des Torfgewichtes. Demnach genügen bei 438kg Exkremente für
1 Kopf und Jahr durchschnvittlich 1/; davon, d. i. 55kg Torfmull zum Auf-
saugen (Braunschweiger Norm), freilich noch nicht zum Binden des dem ge-
sammten Stickstoffgehalt entsprechenden Ammoniaks, welches aber auch erst
allmählich sich absondert und andererseits sich nitrifizirt. Im allgemeinen
schwanken die Bedarfsangaben zwischen 30 und 70k# für 1 Kopf und Jahr in
Wohnhäusern, gehen aber für Schulen und Fabriken bis auf 15%g hinab.
Was die Einwirkung auf Mikro-Organismen betrifft, so enthält nach Unter-
suchungen von Gaffky und von Soyka der Torf von Haus aus dergleichen, aber
es sind die ziemlich indifferenten Schimmelpilze. Er besitzt keine Bakterien
tödtender Eigenschaft, aber er vermag deren Vermehrung sowohl zu verzögern,
als der Menge nach zu beschränken. Dieser Erfolg ist der durch Humussäure
bedingten sauren Reaktion zuzuschreiben, welche für viele Mikro-Organismen
hemmend wirkt.
Das Produkt: Torfmist oder Torfdünger, ist fast geruchlos, bequem zu
stechen und auszustreuen. Sein Werth hängt natürlich theils von der Wasser-
haltigkeit der Exkremente ab (Spülwasser), theils von der Eigenthümlichkeit
des Ackerbodens, wonach Torfdünger bald für besser, bald für schlechter gilt
als Erddünger. Die besten Erfahrungen sind auf leichtem Ackerboden ge-
macht worden. Uebrigens können etwa fehlende Nährstoffe leicht mittelst
passender Sorten von Handelsdünger zugesetzt werden. Der Hauptvortheil von
Torfdünger besteht darin, dass er konzentrirt genug zu weiten Transporten ist.
Aus mehrfachen Analysen engab sich nach einfacher Tränkung im feuchten
Zustande ein Gehalt an Wasser 80—88/,, an organischen Stoffen (hauptsäch-
lich Pflanzenfaser) 10—17 °/,, an Stickstoff 0,4—0,8 %/,. Letzteres ist nicht
weniger als bei Grubenjauche (C I), lässt sich aber noch steigern, vielleicht
bis 20/,, wenn der Torfmull wiederholt zum Desinfiziren benutzt und da-
I) Spezialquellen: Eyselein in der Deutschen Vierteljahrschrift für öff. Ges. 1830. Blasius
Vorträge in Braunschweig 1834, in Magdeburg 1887. Knauff im Gesundheits-Ingenieur 1884,
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