Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
  
  
  
  
  
  
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Desinfektion. 213 
dürfte es bedenklich sein, eine und dieselbe Materie im Hause zu trocknen und 
wiederholt zu verwenden; dies ist nur ausserhalb der Stadt zulässig, also bei 
der folgenden, dritten Methode der, Desinfektion. 
An Sammelstellen werden bei vielen Städten Exkremente desinfizirt, 
welche dahin auf irgend eine Art abgefahren sind. Es geschieht theils zum 
Zweck geruchloser Aufbewahrung in Zeiten, wo der Bedarf der Landwirthschaft 
stockt, theils um die Massen städtischen trockenen Kehrichts werthvoller 
und verkäuflicher zu machen. Denn letzterer dient hier vorzugsweise, neben 
Erde und Torf, als desinfizirende Materie, wobei die in ihm enthaltenen 
organischen Bestandtheile immerhin einen Stickstoffgehalt von 0,2—0,5 °/, mit- 
bringen. Zubereitung des „Kompost“ von Hand, am ordentlichsten in eingefassten 
flachen Gruben (0,3—05 m tief), zuweilen auch mit Mischungsapparaten, z. B. 
in Glasgow mit Betontrommeln. Der gewonnene Kompost besitzt nach ver- 
schiedenen Untersuchungen je nach dem Feuchtigkeitsgrade zwischen 0,3 und 
0,80/, Stickstoff, so dass der Zusatz fester Stoffe zu den Exkrementen den 
Werth der letzteren nicht wesentlich vermindert hat, weil eben ein Theil ihres 
Wassers beim Abtrocknen verdunstet ist. In der That wird Fäkalienkompost 
an manchen Orten gut bezahlt, 2,5—6,5 M. für 1cbm in holländischen Städten, 
3 M. in Glasgow, 3,5 M. in Emden, und auf ziemlich grosse Entfernungen ab- 
geholt, wo billiger Transport auf dem Wasser möglich ist. Hier kann dann 
auch unter Umständen ein günstiges finanzielles Ergebniss stattfinden. So 
erfolgt das Abholen der Tonnen in Emden seitens des Unternehmers kostenlos; in 
Glasgow und Groningen soll sogar ein Gewinn von bez. 0,8 und 2 M. auf 1 
Kopf und Jahr erreicht werden. Doch erzielen die Städte Bergen und Stock- 
holm mit der Kompostirung ihrer Fäkalien trotz Wasserversand keinen Gewinn 
vielmehr eine Belastung von bez. 1,7 und 0,7 M. auf 1 Jahr und Kopf der 
ganzen Bevölkerung. Für Wagentransport vollends besitzt die schwere Masse 
nur geringen Werth, z.B, bei Köln 1M. für jebm auf den Acker gebracht. Zu 
beachten ist der Gestank bei der Zubereitung von Kompost aus Grubenjauche, 
weil das Desinfektionsmittel die bereits begonnene Fäulniss nicht mehr völlig 
vertreiben kann; mit dem frischen Inhalt von Tonnen oder pneumatischen 
Röhren mag es etwas besser gehen. Letztere liefern z.B. jetzt die Exkremente 
von 40000 Einwohnern Amsterdams in eine Zentralstation, und zwar in einem 
so verdünntem Zustande, dass statt direkten Verkaufs oder Verarbeitung zu 
Poudrette (C V) jetzt lediglich Bereitung von Kompost mit dem zuvor sortirten 
Strassenkehricht vorgenommen wird. Zu einem geringen Theil werden die ange- 
saugten Fäkalien auch mit den dickflüssigeren Massen vereinigt, welche als Rück- 
stände aus den mit Ueberläufen versehenen Abtrittsgruben (C VI) abgefahren 
werden, um diselben wieder „aufzufrischen“.!) 
2. Desinfektion mit chemischen Materien. Als Hülfsmittel der 
Städtereinigung dient sie stets zugleich zur Scheidung von festen und flüssigen 
Bestandtheilen der Exkremente, um die in C VI angeführten Ziele gleichzeitig 
zu erreichen, insbesondere um Harn und Spülwasser aus Wasserklosets im des- 
infizirten Zustande in die Kanäle und Flüsse zu bringen und um den Koth 
ebenfalls geruchlos aufzubewahren und abzufahren. Im Zusammenhang damit 
wird die Desinfektion stets auf flüssigem Wege vollzogen und eben dadurch 
auch eine thunlichst innige Mischung mit den Exkrementen bewerkstelligt. 
Ueber die geeigneten Chemikalien s. EII, sowie eine Uebersicht in Band II 
dieses Handbuchs, Baukunde des Architekten, 1. Halbband, 8. 562, endlich 
Gerloczy, Versuche über die praktische Desinfektion von Abfallstoffen, Viertel- 
jahrschrift £. öff. Gesundheitspfl. 1889, 433. Zufolge der letzten Quelle wären von 
einfachen Chemikalien, unter Rücksicht auf den Preis, Kupfervitriol und Karbol- 
säure zu empfehlen. Von zusammengesetzten Stoffen sind zu allgemeinerer An- 
wendung gekommen insbesondere die Methode von Süvern in Halle, jetzt dem 
Ingenieur Röber in Dresden zur Generalausführung übertragen, ferner von 
Max Friedrich & Co, in Leipzig, und, der letzteren ähnlich, von Tuch-Wilhelmy 
in Leipzig und von Zeitler in Berlin. Die Friedrich’sche Desinfektionsmasse 
enthält: Karbolsäure, Thonerdehydrat, Eisenoxyd und Kalk. Indem wegen 
  
1, Zentralblatt der Bauverwaltung 1888, 104. 
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