Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
  
  
  
EEE TE mie BR n PEHERDEER: 
Allgemeine Grundzüge. 217 
steigert. Da nun die Geschwindigkeit mit der Füllungshöhe der Kanäle wechselt, 
so entsteht die Frage, auf welche Wassermenge jene Minimalgeschwindig- 
keit zu beziehen ist — eine Frage, welche selten klar erledigt ist. Selbst- 
redend muss die Maximalmenge (Regen und Brauchwasser) mit jener Ge- 
schwindigkeit fliessen können, aber auch in trockenen Zeiten das Stunden- 
maximum des Brauchwassers allein (D II) und wo möglich selbst schon eine 
geringere Menge des letzteren, etwa der Tagesdurchschnitt, um nicht in 
Zwischenzeiten Ablagerungen zu erzeugen, deren abermaliges Auflösen durch 
wieder anwachsendes Wasser immer schwieriger ist, als sofortiges Mitschwemmen. 
Letzterer Umstand lässt sich nur nach praktischen Erfahrungen beurtheilen 
und diese haben gezeigt, dass Kanäle mit den gewöhnlichen Querschnitten sich 
hinreichend rein halten, wenn sie folgende Minimalgefälle besitzen: 
Einzelne Hausanschlüsse 0,02, äussersten Falles 0,01!) 
Kleinere Strassenkanäle 0,01, 2 000 
Grössere Bezirke . . . 0,007, n = ..0,008 
Eine empirische Formel zur Bestimmung des Minimal-Gefälles für einen 
Kanal, dessen lichte Breite (Kreisprofil oder Eiprofil) d in cm, lautet: 
1 
2d 4.00 
Von genaueren Grundlagen über diesen Gegenstand sind folgende anzu- 
führen. In Wiesbaden wurde das erforderliche Minimalgefälle auf die An- 
nahme hin berechnet, dass bei 2em Wassertiefe noch eine Geschwindigkeit von , 
0,6 m stattfinden solle. Knauff?) schlägt zur Berechnung des Sohlengefälles von 
Hauskanälen (innerhalb Grundstück und bis zum Anschluss an den Strassenkanal) 
die Annahme vor, dass bei einer Füllung auf 1/, der Höhe eine Geschwindigkeit 
von 0,7 m erreicht werde; dies würde bei ganzer Füllung einer Geschwindig- 
keit von 1m entsprechen, Fig. 71. 
Wo nun solche zur Selbstreinigung genügende Gefälle nicht erreichbar 
bezw. in ihren Folgen zu kostspielig sind, da muss durch Spülung, eventuell 
durch mechanische Reinigung nachgeholfen werden. Aber selbst bei Gefällen, 
welche über jenen Minimalgrenzen liegen, sind Vorkehrungen zum Spülen 
wünschenswerth und viel gebräuchlich, weil man dann sicher geht und selbst 
bei langer Trockenzeit Ablagerungen fern halten kann. Erfahrungsmässig ent- 
halten zudem gespülte Kanäle stets bessere Luft, als ungespülte, selbst wenn in 
den letztern Selbstreinigung stattfindet. Als unterste Grenze des Gefälles 
spülbarer Kanäle wird für untergeordnete Linien, welche nicht fortwährend 
Wasser führen, 0,001—0,002, für grosse Sammelkanäle 0,0003 angesehen 
(London, Hamburg, Mannheim, Düsseldorf, Brüssel, Entwürfe für Köln und 
Lüttich). Ausnahmsweise kommen wagrecht liegende Kanäle vor (Hamburg, 
Westham), wo der Wasserstrom mit Rücksicht auf den Auslass in seiner Rich- 
tung wechseln soll, aber dann natürlich durch Stauvorrichtungen künstliches 
Gefälle erhält. ; 
Wenngleich die Gefälle im allgemeinen gern recht gross gewählt werden, 
um an Kanalquerschnitten und Kosten zu sparen, so giebt es doch auch 
Maximalgrenzen, damit nicht durch zu grosse Geschwindigkeiten die Kanalwände 
angegriffen werden, damit die einzelnen Ergüsse von Hauswasser nicht so rasch 
und flach abfliessen, dass feste Stoffe wegen mangelnder Schwimmtiefe lıegen 
bleiben, damit endlich diese einzelnen Aflüsse sich möglichst bald zu einem 
stetigen Strom ausgleichen und dadurch an Spülkraft zunehmen. Die Kanäle 
sollen möglichst selten „trocken laufen“. Deshalb geht man in England nicht 
gern über 1,8m Geschwindigkeit, bei den Strassenkanälen in Berlin nicht über 
0,002, in Lübeck nicht über 0,04 Gefälle. In steilen Strassen von Stuttgart 
und Mainz kommen noch Gefälle bis 0,08 vor. Nöthigenfalls werden Ab- 
stufungen eingeschaltet (Fig.128). Als oberste Grenze für den Hanptstrang von 
Hausentwässerungen wird in vielen Ortsstatuten 0,05 vorgeschrieben; allein hier 
1) Sachgemäss wäre es, solche Hauskanäle, welche blos Regenwasser führen, mit geringerem 
Gefälle zuzulassen, als andere, z. B. bei jenen ein Minimum von 0,01, im allgemeinen aber 0,02 
vorzuschreiben. 
2) Gesundheits-Ingenieur 1388, Nr. 13. 
ERBETEN VEN ET KERN. 0 SERRERE ZUR VENEN BR TE, REES NEE PS 
 
	        
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