Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

Regenmenge. 229 
möglich auch der ganze Verlauf der Erscheinung zu erkennen wäre. Und von 
dergleichen Apparaten sollte eine gewisse Anzahl über das Gebiet einer grossen 
Stadt vertheilt sein, insofern die örtlichen Umstände (s. unten abc) in den 
einzelnen Bezirken verschieden sind, so dass in jedem derselben die Regen- 
menge und die entsprechende Abflussmenge in dem Haupt-Entwässerungskanal 
festgestellt werden können. Auf diese systematische Art scheint zuerst die 
Stadt Rochester N. Y. durch Kuichling ausgerüstet worden zu sein, anlässlich! 
gewisser Frazxen über die Erweiterung der Kanalisation. Anderswo liegen nur 
etliche Einzelbeobachtungen zur Zeit besonders heftiger Regenfälle vor, wobei 
die Wassermenge im Kanal gewöhnlich an zufälligen Merkmalen des Wasser- 
standes nachträglich abgeschätzt wurde. 
Die bei der Dreitheilung des atmosphärischen Niederschlages massgebenden 
einzelnen Momente sind nun folgende: 
a) Feuchtigkeits-Zustand von Laft und Boden. Wenn beim Beginn eines 
Regenfalles Luft und Boden bereits gesättigt sind, etwa durch vorhergegangene 
ee Niederschläge, so wird die Verdunstung und Versickerung verringert, der Ober- 
en flächen-Ablauf gesteigert. Das Gleiche erfolgt überhaupt bei längerer Dauer 
eines Regens, so dass während gleichbleibender Intensität desselben doch der 
Prozentsatz des Ablaufs vom Beginn bis zu einem gewissen Zeitpunkt wächst. 
Wichtig sind hierbei namentlich Sand- und Kiesflächen von Höfen, Fusswegen 
u. dergl, welche in trockenem Zustande viel Wasser absorbiren können, aber 
auch rasch gesätiigt werden. 
. db) Verhältniss zwischen dichten Flächen (Dächer, befestigte Strassen, 
Hofpflaster), auf welchen der Regen grösstentheils abläuft und lockeren 
Flächen (Gartenland, Lagerplätze), in welchen er grösstentheils versickert. Für 
Kanalberechnungen kann das Verhältniss des Ablaufs zum Niederschlag gleich- 
gesetzt werden dem Verhältniss der dichten Flächen zur Gesammtfläche und 
gelten hierbei die unter «a angeführten Kiesflächen in der Regel als locker, 
weil sie bei kurzen heftigen Regenfällen, sowie auch wegen Mangel an Gefälle 
= 2 und Rianen, nicht viel zur Kanalfüllung beizutragen pflegen. In Zusammen- 
ur hang mit diesem Gesetz steht das weitere, dass der Prozentsatz des Ablaufs 
a. bei jeder Intensität des Niederschlages gleich gross ist (direkt bestätigt durch 
aaa Kuichling). 
c) Grösse und Neigung des Niederschlaggebietes. Je grösser und flacher 
dasselbe ist, desto grösser der Zeitaufwand, bis der Regen aus allen Punkten 
her den Rezipienten (Rinne, Kanal) erreicht, sowie die Gelegenheit, dass unter- 
wegs noch etwas verdunstet. Infolge dessen wird ähnlich wie in a (Il) 
bei konstant anhaltender Stärke des Niederschlages die Wassermenge im Kanal 
allmählich wachsen und erst dann einen gewissen Beharrungszustand annehmen, 
wenn der Ablauf von den entferntesten Punkten des Gebietes ihn erreicht hat; 
endlich folgt eine Periode der Abnahme des Zuflusses. Dauert der Niederschlag, r 
nur so kurze Zeit, wie bei den hier in Betracht kommenden heftigen 
Regenfällen, so tritt ein Beharrungszustand überhaupt nur im Bereich kleiner, 
Gebiete ein, aber nicht im grossen, wo vielmehr im Kanalabfluss eine Periode 
der Zunahme und eine Periode der Abnahme unmittelbar auf einander folgen. ' 
Im ganzen nimmt auf grösseren und flacheren Niederschlaggebieten die Ver- 
zögerung des Ablaufs zu, folglich die von dem Rezipienten für 1 Sekunde auf- 
zunehmende Maximalmenge ab; auch werden örtliche Unterschiede mehr aus- 
geglichen. 
Von Zahlenangaben über den Einfluss der besprochenen Umstände mögen 
zuerst die ältesten, aus England, angeführt werden. Hiernach gelangen zwischen 
© und 70°), des Regens in die Abzugskanäle, durchschnittlich auf städtischem 
Gebiet etwa 50°/,. In verschiedenen Bezirken Londons, deren Flächen völlig 
bebaut und gepflastert waren, wurden 53—94°/, beobachtet. Dabei bedurfte 
der Abfluss in den Kanälen einen Zeitraum, welcher die Dauer des Regens um 
das 3—4fache, durchschnittlich um das 3,5fache übertraf und betrug das 
sekundliche Maximum des Ablaufs 2,4mal so viel wie die auf die gesammte 
Abflusszeit berechnete durchschnittliche Abflussmengee Aus den ange- 
führten Mittelwerthen würde sich die erforderliche Leistungsfähigkeit eines 
  
  
  
  
  
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