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Regenmenge. 331
5
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V nd e
PR _E£
Sie scheinen aber mehr versuchsweise festgestellt worden zu sein, um „praktische“
Kanalweiten zu erhalten. Beschränkt man sich vorerst darauf, den Einfluss des
Flächeninhalts darzustellen, so würde das Verhältniss zwischen den beiden
Wassermengen oder der Verzögerungs-Koeffizient nach Bürkli sein:
p Fe — =7 is
R VF
Um die Sache theoretisch zu behandeln, gehen wir von der Zeit aus,
welche ein materieller Punkt braucht, um vermöge der Schwerkraft eine um
den Winkel « geneigte grade Linie zu durchlaufen, deren Länge / sei. Diese
Zeit beträgt, unter Vernachlässigung von Reibungswiderständen, wenn g die
Acceleration der Schwere bezeichnet:
V 21
g Sin e
Wenn nun unter / der Weg verstanden wird, welchen ein Regentropfen
vom Rande des Entwässerungsgebietes bis zum Kanal zurückzulegen hat, so
wird im Vergleich zu einem anderen Entwässerungsgebiet von gleicher Neigung
die Zeit seines Eintreffens im Kanal proportional zu VI erstreckt. Bei
geometrisch ähnlichen Flächen ist aber wieder Z proportional zu V F. Man
wird deshalb die Verzögerung des Ablaufs in der That umgekehrt proportional
zu V F annehmen dürfen, wie es auch mit den meisten vorliegenden Be-
obachtungen ziemlich übereinstimmt.!) Bei einer dieser Beobachtungen, nämlich
bei dem Wolkenbruch in Budapest (s. Tabelle S. 227) würde jedoch die Form
1
pP =
2
besser passen und ist dieselbe von Ingenieur Brix bei der Kanalisation von
Wiesbaden angewendet worden, woselbst im ganzen, ähnlich wie auf dem
linken Donauufer von Budapest, stärkere Gefälle des Geländes vorliegen. Von
Flächen vom Inhalt 1 ba oder weniger wäre stets =1.
Aus einem starken Regenfall in Dresden (s. Tabelle S. 227) hat Mank?)
den Koeffizienten 9 empirisch bestimmt, indem derselbe für ein unendlich
kleines Entwässerungsgebiet (F—= O0) 1 sein muss, und für das dort vorliegende
Gebiet (F'—= 80 ha) zu 0,22 beobachtet wurde. Zwischen diesen beiden graphisch
aufgetragenen Grenzen ist sodann ein elastischer Stab eingespannt und dadurch
eine Reihe von Koeffizienten interpolirt worden, und zwar in der Voraussetzung,
dass derselbe für alle Flächen über 80ha konstant bleibt. Letzteres ist aber
offenbar ein willkürliches Abschneiden der ganzen Untersuchung, deren
Werth dadurch fraglich wird. Man ersieht dies am deutlichsten in Fig. 44,
wo die Koeffizienten (nach Tabelle S. 232) als Ordinaten aufgetragen sind.)
Die Kurve von Bürkli dürfte nach alledem am meisten Vertrauen verdienen.
Sie ist neuerdings in Mannheim zu Grunde gelegt, während Chemnitz und
Freiburg (neuere Bezirke) sich der Mank’schen Kurve bedienen. Aus der Figur
erkennt man zugleich, welcher Fehler begangen wird, wenn man für alle Be-
rechnungen in einer Stadt einen und denselben Verzögerungskoeffizienten zu-
grunde legt (wagrechte Linie statt Kurve). Mindestens sollte zwischen Neben-
1) 8, einen Anfsatz des Verfassers in der deutschen Bauzeitung 1884, 177. Vgl. Klunzinger
in der Zeitschrift des Österreich. Ingenieur- und Architekten-Vereins 1886,
2) Deutsche Bauzeitung 1884, {0 und 268.
3) In einem Aufsatz von Scholtz, Deutsche Bauzeitung 1837, 42, sind 3 Kurven verzeichnet,
deren Ordinaten die Annahme für A=&X aus 3 Städten (Chemnitz. Wiesbaden, Dresden) dar-
stellen. Indem aber in diesen 3 Städten ganz verschiedene Regenmengen R zu Grunde liegen,
lassen sich die Koeffizienten & nicht rein erkennen und die angewandten Formeln nicht klar
vergleichen. Solches ist erst in obiger Fig, 44 möglich.