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Beschaffenheit von Brauch-, Regen- und Kanalwasser. 237
worden. Für Londön nämlich liegen 21 Beobachtungen aus einem mehrmonat-
lichen Zeitraum vor. Für Berlin sind im Laufe von 3 Jahren wiederholte
Untersuchungen vorgenommen, aus welchen hier der Durchschnitt berechnet ist.
Von Danzig ist das Mittel von 6 trockenen und 1 Regentag angegeben, welches
ungefähr dem Jahresdurchschnitt entsprechen dürfte (starke Regen werden
durch Nothauslässe beseitigt). Für Paris beruht der „Jabresdurchschnitt“ auf all-
monatlichen Proben von 1868—77.
Aber auch für alle übrigen Städte entfernen sich die Analysen nicht sehr
weit von Jahresdurchschnitten, obgleich sie in der Regel „bei trocknem Wetter“
angestellt sein werden. Der Einfluss des Regenwassers ist nämlich in der That
aufs ganze Jahr bezogen, nicht sehr erheblich, wie folgende Rechnung zeigt.
Die jährliche Regenhöhe beträgt an verschiedenen Orten Deutschlands und
Nachbarländern zwischen 40 und 150m, indessen nur an verhältnissmässig
wenigen Orten über 90. Nehmen wir beispielsweise einen Ort mit 60°® an.
In einem weiträumig bebauten Bezirk mag davon 0,4 zum Abfluss gelangen,
also für 1 Jahr und 1ha 24C0 cbm, in einem dicht bebauten Stadttheil 0,8 des
Niederschlages also- 4800 ebm, Für die Brauchwassermenge rechnen wir für 1 ha:
weiträumiger
Wohnbezirk: 50-100 Ew. & 50—1001! für 1 Tag, d. i. jährlich 900—3600 ebm
dichter ge-
werblicher
Bezirke ; . 0002.00, 00, nn „ 11000—33000 „
Es ist hieraus zu ersehen, dass nur bei recht weitläuftiger Bauart der Ab-
lauf der atmosphärischen Niederschläge im Verlauf eines Jahres mehr betragen
kann, als die Menge d«s Brauchwassers, in der Regel aber das Umgekehrte
stattfindet. So sehr die Ablaufmenge einzelner starker Regenfälle das gleich-
zeitige Brauchwasser übertrifft, so sehr ist das Umgekehrte der Fall bei einer
Rechnung über das ganze Jahr. Und wenn vollends starke Regenfälle durch
Nothauslässe bereits entfernt sind, so ist man am regelmässigen Auslass des
Kanalnetzes offenbar berechtigt, Brauchwasser und Kanalwasser als gleichwerthig
anzusehen. Direkte Bestätigung dafür liefern die Analysen von London und
Frankfurt, welche selbst bei starkem Zuschuss von Meteorwasser keine nennens-
werthe „Verdünnung“ zeigen, im Gegentheil eine Vermehrung der suspendirten
Bestandtheile, welche theils von den Strassen, theils von den Kanalwänden
herrühren mögen. In England gilt Wasser, welches so eben Strassen abge-
schwemmt hat, für ebenso „werthvoll“ wie Kanalwasser bei trocknem Wetter.!)
Anders verhält es sich aber mit Zuschüssen von Grundwasser und Spül-
wasser, welche hinsichtlich der organischen Stoffe und des Stickstoffs
als rein anzunehmen sind. Die Menge des Grund- und Spülwassers beträgt in
Danzig etwa !/,, in Zürich und München 1/, des Kanalwassers, so dass die be-
treffenden Gehaltsziffern auf das 1!/, bezw. 2fache vergrössert werden müssten,
: um auf Brauchwasser (einschl. Exkremente) zu kommen.?) Bei den unorga-
nischen Stoffen lässt sich diese Frage nicht näher erörtern, ist aber auch
weniger wichtig.
Die Analyse für Wiesbaden bezieht sich auf den „Salzbach“, in welchem
damals 2/; Bachwasser und !/, Hauswasser flossen. Der organische Gehalt des
letzteren für sich ist daher der dreifache von den Zahlen der Tabelle. In dem
Brauchwasser aber befinden sich dem Ursprunge nach 2/3 von der Wasserleitung
und 1/, von den warmen Quellen. Aus dem Gehalt der letzteren an mannich-
faltigen Salzen erklärt sich die hohe Ziffer der gelösten unorganischen Stoffe.
Um speziell den Einfluss der Exkremente zu untersuchen, sollte der
Gehalt an organischen Stoffen, vor allem der Stickstoffgehalt dienen können.?)
Hierzu können zwar die Gehaltmengen für 1cbm nicht dienen, weil sie in ganz
1) Zeitschrift für Bauwesen 1868, S. 446.
2) Auch in den englischen Städten fliesst theilweise Grundwasser mit durch die Kanäle,
die Mengen sind aber nicht genau bekannt.
3) Es ist hier zu bekennen, dass in einigen Analysen der Stickstoffgehalt der „organischen
suspendirten Theile“ fehlt und d2shalb schätzungsweise, nämlich mit 4% des Gewichtes dieser
Theile, hinzugefügt worden ist. Die betreffende Menge ist übrigens gering im Vergleich zu der-
jenigen des durch Analyse wirklich bestimmten Stickstoffs.