Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
  
  
  
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238 Kanalisation. 
verschiedenem Grade verdünnt sind. Es ist darum in der letzten Spalte der 
Stickstoff für 1 Kopf berechnet, also der Einfluss der Verdünnung eliminirt. 
Hier zeigt sich nun auf den ersten Blick, dass eine klare Beziehung zu den 
„Verhältnisszahlen der Exkremente* in der ersten Spalte nicht besteht, theil- 
weise sogar auffallende Abweichungen vorhanden sind. Mag dies in der Zuthat 
von gewerblichen Abwassern oder in der Unzulänglichkeit der Analysen liegen: 
jedenfalls scheint der Schluss berechtigt, dass der Einfluss der Exkremente auf die 
Beschaffenheit des Kanalwassers geringer ist, als eine theoretische Rechnung 
ergeben würde — und dies zumeist deshalb, weil eine planmässige Abfuhr 
vielfach durch Unrechtswege gestört wird. Daher die wiederholten Aussprüche 
in englischen und preussischen amtlichen Gutachten, dass durch gesonderte Be- 
handlung der Exkremente (Abfuhr) das Kanalwasser sich keineswegs zuver- 
lässig und erheblich’ reiner gestalten werde. 
Mit gleicher Unsicherheit sind annoch Berechnungen des absoluten 
Stickstoffgehaltes von Brauchwasser behaftet, welche man so angestellt hat, 
dass von dem Gehalt des Kanalwassers derjenige der theoretischen Exkrementen- 
Menge abgezogen wird. Auf diesem Wege berechnet z. B. Liernur für Danzig 
und Paris, dass im Brauchwasser nur 60), in den Exkrementen 940/, des ge- 
sammten Stickstoffs städtischer Abfallstoffe enthalten seien.!) Allerdings ist ja 
der Stickstoff im Danziger Kanalwasser (128 für 1 Kopf und Tag) zufällig 
gleich demjenigen in der Exkrementenmenge für 1 Kopf und Tag (A III). 
Aus anderen Städten würden aber mit den betreffenden Zahlen der Tabelle 
ganz andere Ergebnisse entstehen und vermuthlich auch aus Danzig, falls man 
den „Jahresdurchschnitt“ noch genauer ermitteln würde. T/m auch eine der 
obigen entgegengesetzte Meinung vorzutragen, so schätzt Arnold den Stick- 
stoffgehalt von Kanalwasser mit Exkrementen durchschnittlich um 20 0/, höher 
als ohne Zuleitung derselben. 
Im allgemeinen zeigt sich aus der Tabelle die mannichfaltige Beschaffen- 
heit von Kanalwässern ‘verschiedener Städte. Von Einfluss darauf ist nicht 
nur der Grad der Verdünnung, als Folge der Höhe des Wasserverbrauchs 
(D II), sondern auch die Verschiedenheit in der Lebensweise und im Gewerbe- 
betrieb, endlich die Art der Entwässerung selbst: ob das Abwasser frisch aus 
der Stadt abzieht oder ob es längere Zeit in den Kanälen zubringt, ob es hier 
Ablagerungen antrifft, ob letztere nnr selten entfernt werden — alles dieses Um- 
stände, welche die Zersetzung schon innerhalb der Stadt befördern. 
Schliesslich ist noch anzuführen, dass die Zahl der Mikro-Organismen aller 
Art im Kanalwasser ungefähr zwischen 30 Millionen und 100 Millionen für 
1ecbm wechselt. 
V. Querschnitt und Material der Kanäle. 
Als geringste Höhe zum Begehen, bezw. Bekriechen von Kanälen werden 
1-12” angenommen, selbst nur 0,9 = in Hamburg, Frankfurt, Stuttgart, 
München. In manchen Städten ist nun der Grundsatz durchgeführt, sämmt- 
liche Kanäle mindestens so weit und hoch zn machen, dass ein Arbeiter be- 
hufs Revision, Reinigung und Reparatur durchkommen kann, z. B. in Hamburg, 
Linz, London, Magdeburg, Würzburg. In Budapest, Prag, Paris, Wien bezog 
sich diese Forderung bisher selbst auf die Hausanschluss-Kanäle, hat sich aber 
da wegen schlechter Reinhaltung nicht bewährt und ist in Wien neuerdings 
aufgegeben, in Prag auf solche Häuser beschränkt, wo die zum Abschwemmen 
erforderliche Wassermenge fehlt. 
Nach anderer Anschauung erfolgt eine Steigerung der Kanalweiten über 
dasjenige Mass, welches die hydraulischen Rechnungen ergeben bei engen Ka- 
nälen noch nicht, sondern erst bei solchen Abmessungen, wo der Kostenpunkt 
keinen erheblichen Unterschied mehr bildet. Bei kleinen Kanälen nämlich 
machen die Erdarbeiten, besonders bei der Nothwendigkeit von Absteifungen 
in der Baugrube und bei tunnelartiger Ausführung, den Haupttheil der Kosten 
aus und sind vom Profil wenig abhängig, daher die Mehrausgabe für 0,9—1 m 
Höhe gegenüber 0,4—0,6m gering ist, die Vortheile dauernder Zugänglichkeit, 
1) Liernur, Rationelle Städteentwässerung, 120, 171. 
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