Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
  
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Berechnung der Kanäle. 247 
säure und Salzsäure in Laugen mit mehr als 10/, Gehalt, welche Zement zer- 
stören, aber auch Ziegel, natürliche Steine, die Eisengarnituren der Spülvor- 
richtungen usw. Hier kann nur die Glasur von Thonröhren Widerstand 
leisten, und empfehlen sich dielben auch aus diesem Grunde für Hausröhren 
und untergeordnete Kanäle, in welchen eben die Säuren noch weniger durch 
anderes Wasser verdünnt sind. Auch ein satter Anstrich mit Goudron hat 
unter solchen Umständen Betonkanäle gut geschützt. Bei den gewöhnlichen 
Aufgaben deriKanalisation kommt die Gefahr jedoch kaum vor, bezw. kann dieselbe 
vermieden werden. Bei genügender Verdünnung (welche z. B. auf 1/, %/, vor- 
geschrieben werden mag) bringen Säuren und andere ätzende Stoffe nach lang- 
jährigen Erfahrungen keine Zerstörungen hervor, ja es dürfte nach Unter- 
suchungen älterer Kanäle in London guter Zement sogar widerstandsfähiger 
sein, als Backsteine. 
In einigen Städten wird auch sehr heisses Wasser als nachtheilig angesehen, 
besonders für die Dichtung mit Thon. Deshalb darf in Berlin Wasser über 
35° C. nicht eingeleitet werden. 
VI. Berechnung der Kanäle. 
Für die gleichföormige Bewegung des Wassers lautet die Grundformel: 
Eh 
Der 
worin v» mittlere Geschwindigkeit, f Wasserquerschnitt, p benetzter Umfang, 
7% die Fallhöhe und / die Länge der Strecke. Wird der sogen. hydraulische 
  
BEL 
Radius r = = und das relative Gefälle 9 = 3 eingeführt, so hat man: 
v=cVrp 
Der Koeffizient c wurde zuerst von Eytelwein konstant 50,9 angesetzt, wo- 
für abgerundet 50 oder 5l genommen wird und steht der Einfachheit wegen 
immer noch in vieltachem Gebrauch.!) Er hängt jedoch zufolge späterer Unter- 
suchungen sehr wesentlich von dem Rauhigkeitsgrade der Wände, von den je- 
weiligen Werthen von r und 9, d.h. von der Geschwindigkeit selbst ab. Unter 
den zahlreichen desfallsigen Vorschlägen sind für die Berechnung unterirdischer, 
also geschlossener Kanäle bezw. Röhren, 3 Gruppen gebräuchlich: die 
Formeln von Weisbach bei englischen und amerikanischen Ingenieuren,?) die- 
jenigen von Darey-Bazin in Frankreich, diejenigen von Ganguillet und Kutter 
insbesondere in Deutschland.3) Letztere dürften sich durch rationellen Bau und 
durch Uebereinstimmung mit den Beobachtungen am meisten empfehlen. Sie 
liegen in 3 verschiedenen Ausdrücken vor. Der ausführlichste lautet: 
  
  
  
2.45, Ole 
1 + (8 + 2) 
p Vr 
und entspricht den auf Messungs-Ergebnissen beruhenden Forderungen: Zunahme 
von c mit Zunahme von r, sowie mit Zunahme des Gefälles‘p bei kleineren 
Wasserläufen, Abnahme von c mit Zunahme der Rauhigkeit der Wände (Rauhig- 
keitskoefhizient n), sowie mit Zunahme des Gefälles p bei grösseren Wasser- 
läufen. Der Einffuss von ist in dieser Formel nicht erheblich und ver- 
schwindet praktisch bei solchen Gefällen, wie sie in der Kanalisation vor- 
kommen (in der Regel über 0,0003). Vernachlässigt man deshalb die Glieder, 
in welchen » vorkommt oder setzt = &, so erhält man die einfachere Formel: 
1) z. B, bei Bazalgette, Lindley, Wiebe, Hobrecht. 
2) Latham a. a. O. und Gerhard, auch Frühling in der hannoverschen Zeitschrift 1875, 39 
und theilweise im Handbuch des Wasserbaues, Kap. Entwässerung der Städte. 
3) Veröffentlichungen von Kutter: Allg. Bauzeitung 1871, Sonderabdruck daraus 2. Aufl 
1877, ein ausführliches Werk mit Tabellen 1885. 
     
    
  
   
  
   
  
   
  
   
    
  
   
  
   
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
     
  
   
     
  
 
	        
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