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276 Kanalisation.
die oberen Enden eines Kanalnetzes, an welchen die Spülung beginnt, wenig
Hauswasser führen, namentlich wenn sie in Bezirken liegen, welche erst theil-
weise bebaut sind. Hiernach wird z. B. verfahren bei den Geestsielen in
Hamburg, bei den oberen Stadttheilen von Zürich, bei den Nebenkanälen (Thon-
röhren) in Berlin. In letzterer Stadt beträgt der Zuschuss an reinem Wasser
nahezu 1cbm für 1 Kopf und Jahr. Auch Hausleitungen werden wohl mit dem
Abwasser selbst gespült, z. B. in Potsdam.
Das ruhige Fliessen von Spülwasser in einem Kanal würde denselben nur
dann reinigen, wenn grosse Wassermengen einige Stunden hindurch zu Ge-
bote stehen, so dass in dem gegebenen Kanalgefälle die erforderliche Ge-
schwindigkeit (D I, 1) entsteht.
Aber diese Voraussetzung wird sel-
ten erfüllt, am wenigsten bei ein-
fachem Einlegen des Schlauches von
einem Hydranten (f), welches gleich-
wohl noch manchmal üblich ist, am
ersten noch bei Benutzung grosser
äusserer Gewässer (a—c). Gewöhn-
lich wird selbst hier, behufs kräf-
tigerer Wirkung, das Kanalnetz in
einzelne Spülstrecken zerlegt,
an deren Anfang jeweils eine Vor-
kehrung zum Anstauen und plötz-
lichen Loslassen, so dass eine und die-
selbe Wassermenge wiederholt und
zwar unter künstlich gesteigertem
Gefälle benutzt wird. Man beginnt
an den obersten Enden und
schwemmt den Unrath stufenweise
abwärts; zuweilen wird auch gleich
anfangs in den untersten Strecken
gereinigt, um nicht viel Sand zu-
sammen zu bekommen. Die Länge
der Spülstrecken variirt etwa
zwischen 100 und 1500%; sie kann
nm so grösser sein, je mehr natür-
liches Gefälle und Kanalprofil
(Wassermenge) vorhanden und je
höher man eine Strecke anstauen
darf, ohne die Kanäle einem nach-
theiligen Innendruck und die an-
grenzenden Häuser einem. schäd-
lichen Rückstau auszusetzen. Dem-
nach schliessen die Stauvorkeh-
rungen bald das ganze Profil- des
Kanals, bald nur einen Theil des-
selben ab. Aus der Stauhöhe lässt
sich die Geschwindigkeit des Spül-
stroms berechnen, welche freilich
mit der Entfernung und mit der
Zeit abnimmt. Wo die Einsteigschächte als Spülbehälter dienen, ist das Problem
ähnlich mit demjenigen von Fig. 72.
Wenn man über den Erfolg des Spülens nicht im voraus sıcher ist, so
empfiehlt es sich, das Mauerwerk an zahlreichen Stellen so einzurichten, dass
Spülapparate später immer noch angebracht bezw. versetzt‘ werden können.
Ebenso wechseln die Zwischenräume der Spülung. Man spült z.B. die Marsch-
siele in Hamburg alle paar Tage, in Berlin alle 12 Tage, in Danzig und
Frankfurt 3 Wochen, bei den Geestsielen in Hamburg, sowie in englischen
Städten alle 1—3 Monate.
Hinsichtlich der Konstruktion von Stauvorrichtungen giebt es folgende
4 Gattungen:
Fig. 127.