Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
  
  
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292 Kanalisation. 
welcher durch die Luftöffnungen fällt, gelangt bei den Konstruktionen Fig. 73 
und 76 in den Kanal; vorsichtiger ist es, denselben abzufangen. In Berlin 
dient zu diesem Zweck eine Platte rahe unter dem Schachtdeckel, Fig. 75; die 
Platte besitzt eine Oeffnung in der Mitte, der Schachtdeckel Luftlöcher am Um- 
fang. Umgekehrt liegen nach amerikanischem Vorbild, Fig. 74 und 142, die 
Löcher des Schachtdeckels um den Mittelpunkt gruppirt und unter ihnen eine 
eiserne Schale, welche zunächst der Schachtwand eine ringförmige Spalte offen 
lässt und leicht herausgenommen wer- 
den kann. Um das Einsteigen in den 
Schacht nicht durch derartige Schalen 
aufzuhalten, richtet man oft eine Luft- 
öffnung neben dem Schacht ein, Fig. 
154, in welcher nun von dem einfallenden 
Strassenschmutz die festen Theile abge- 
fangen werden, während Wasser weiter 
in den Hauptschacht und Kanal gelangt. 
Für engere, röhrenartige Schächte 
(Lampen- oder eigene Ventilations- 
schächte) ist der gleiche Zweck in Fig. 
156 (vergl. Fig. 77) nach 
deutschem, Fig. 156 nach 
: amerikanischem Vorbild zu er- 
“ kennen. Das von der Strasse 
einlaufende Wasser sickert in 
den Boden. 
Nahe liegt es ferner, die 
Kanalluft vor ihrem Austritt 
ins Freie zu desinfiziren, 
um dann jede beliebige Stelle 
auf den Strassen wählen zu 
können. Dies geschieht mit- 
telst geglühter Holzkohle. Es 
kommt darauf an, die Kohle 
rein und trocken halten auch 
sie bequem erneuern zu können 
und den Luftzug möglichst wenig zu hemmen. Unter den 
mannichfaltigen Erfindungen!) entspricht diesen Forde- 
rungen am besten diejenige von Rawlinson, Fig. 154, 
eine Kohlenschicht zwischen zwei Drahtgeflechten; das 
Strassenwasser rinnt durch eine Kiesschicht in den 
Hauptschacht, welcher oben hermetisch geschlossen ist. 
Bei ausgeführten Kanalisationen hat man von diesen 
Apparaten selten Gebrauch gemacht, sie auch z. Th. 
wieder entfernt, weil die Energie der Ventilation immer- 
hin verringert wird und starke Verdünnung der 
Kanalluft hygienisch. ebenso gut ist wie ihre Desin- 
fektion. 
Schliesslich sind noch zwei eigenthümliche Hülfs- 
mittel der Ventilation anzuführen. Das eine besteht in 
der Errichtung von hohen gemauerten Thürmen (Schorn- 
steine ohne Feuerung), an den obersten Partieen eines 
Kanalnetzes, wohin die Kanalgase möglichst vollständig strömen, aufsteigen und 
hoch in der Luft zerstreut werden sollen (2 solche Thürme in Frankfurt). Allein 
die ansaugende Thätigkeit ist zweifelhafter als diejenige von Hausröhren, bei 
welchen wenigstens die Hauswärme mit arbeitet. Auch ist das Verhältniss der 
Querschnitte von Thurm und Kanalnetz ein derartiges, dass nennenswerthe Ge- 
schwindigkeiten in dem letzteren ausbleiben. Etwas kräftiger dürften Fabrik- 
schornsteıne wirken, welchen man die Kanalluft entweder direkt oder unter 
Fig. 154. 1:50. 
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!) Zusammengestellt bei Latham, a. a. O. 
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