Beziehungen zu Hochwasser und Grundwasser. 297
wachsenen Bodens nicht wieder erreichen. So wird ausserhalb der Strassen-
und Hauskanäle ein zusammen hängendes Netz aus lockeren Massen geschaffen,
welche Grundwasser aufnehmen und, dem Gefälle der Kanäle folgend, auch
ableiten kann. Dieses Weges bedient sich erfahrungsgemäss das Grand-
wasser gewöhnlich schon sehr bald nach dem Aufgraben, so dass infolge der
Abtrocknung der Baubetrieb erleichtert wird, andererseits aber Brunnen ver-
siegen und Holzfundamente faulen können. Um die Wirkung auf einen regel-
mässigen Weg zu bringen, dienen: Umhüllen der Kanäle mit Kies nach Normal-
profilen, Einlegen von Drainröhren unmittelbar neben oder unter die Kanäle,
| Fig. 49, Offenhalten der Querfugen in den Steingut-Sohlstücken, Fig. 47, An-
| schluss eigener Seitendrainirungen unter grossen Grundstücken. Ausserdem
| mögen nach Bedürfniss auch Hauptdrains unabhängig von Kanallinien mit-
| helfen, wenn die Maschen zwischen den letzteren sehr weit sind. Ein solches
| Sickernetz unter der Stadt drainirt den Boden bis auf seine eigene Sohle
herunter.
Als zweites Hülfsmittel ist die Aufnahme von Grundwasser in das Innere
der Kanäle zu nennen, mittelst absichtlicher Löcher oder offener Fugen in der
oberen Partie ihres Querschnitts
eventuell mittelst Einführen von
Seitendrains. Dass dann bei hoher
Anfüllung durch Regen der Kanal-
inhalt sich mit dem Grundwasser
vermischt, wird ebenso wie bei den
Nothauslässen für unbedenklich an-
gesehen, weil der Inhalt dann schon
reiner ist. Uebrigens müsste bei
starkem Zudrang von Grundwasser
der Querschnitt der Kanäle gesteigert werden (unsichere Rech-
nungs-Grundlagen!), auch die etwaige Beseitigung ihres Inhalts
durch Pumpen würde theurer. In Danzig ist es geradezu ver-
boten, Drainröhren von unbebauten Grundstücken in die Kanäle
| Fig. 165, Fig. 166.
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N NN zu leiten, weil deren Entwässerung auf diesem Wege zu
| theuer wäre, wogegen bewohnte Grundstücke die Wohlthat ge-
N niessen dürfen.
Allgemein erfolgt die Aufnahme von Grundwasser in die Kanäle
|
| zu gunsten solcher Keller, welche beim Steigen desselben angefüllt werden würden.
| Es wird womöglich abgezapft, ehe es noch die Kellersohle erreicht, mit Hülfe
von kleinen Gruben, Fig. 166, oder aus den tiefsten Punkten von Rinnen. Sollte
| aber die Menge zu gross werden und eine „unterirdische Ueberschwemmung*
erzeugen, so sind dieselber Mittel anzuwenden, wie bei der vorhin erörterten
„oberirdischen Ueberschwemmung“, nämlich Abschlussvorkehrungen der von
einer solchen Ueberschwemmung erreichbaren Abwasser-Einläufe gegen Ueber-
füllung der Kanäle; sodann ein Ablass für diejenige Grundwasser-Menge,
welche den Keller nicht rasch genug verlassen will, obgleich das Grundwasser
im umgebenden Erdboden bereits gefallen ist. Dieser Ablass bedarf, wie die
| so eben genannten Abwasser-Einläufe, eine Rückstauklappe oder sonstige Ver-
schlussvorkehrung, welche während hohen Grundwassers die Kanäle vor dem-
selben schützt, ferner einen Wasserverschluss gegen das Eindringen von Kanal-
luft in den Keller und eventuell eine Senke, damit nicht die im Keiler etwa
abgelagerten Sinkstoffe in den Kanal gelangen. Bei grosser Sorgfalt könnte
der Wasserverschluss zum selbstthätigen Auffrischen aus der Wasserleitung des
‚sors Hauses eingerichtet werden für den Fall, dass er bei anhaltend niedrigem Stande
abe ; des Grundwassers durch Verdunstung austrocknet.!)
! Unabsichtlich kann die Aufnahme von Grundwasser in die Kanäle durch
ut Endosmose erfolgen. Die Baumaterialien sind im mikroskopischen Sinne
. 1. mehr oder weniger porös und gestatten das Durchschwitzen von Wasser unter
Erf Ueberdruck von aussen. Es sind Tropfen und Stalaktiten beobachtet und selbst
hai Messungen über die Vermehrung der Wassermengen versucht worden. Bei 2”
1) Gesundheits-Ingenieur 1889, 461.
| EIS WESTEN 7 BE ERERNOERE SECTOR DO SER ZA ED