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selbe unmittelbar aus den atmosphärischen Niederschlägen entsteht, welche auf
das Stadtgebiet und dessen Umgebung fallen. Kleine offene Wasserläufe im
Stadtgebiet haben auf den Stand des Grundwassers selten Einfluss. Auch da,
wo die Umgebung in weitem Umfange beiträgt und das Grundwasser sich als
kontinuirlicher Strom unter der Stadt fortbewegt, um das nächste grössere Ge-
wässer zu erreichen, ist immer noch darauf zu rechnen, dass eine Untergrund-
Drainirung ihre Schuldigkeit thut. Es wird sich in dem Spiegel des unter-
irdischen Stroms eine schalenartige Vertiefung bilden und erhalten, gerade wie
in der Umgebung jedes Schöpfbrunnens.
XI. Trennungssysteme.
Während ein gewöhnliches Schwemmsystem Brauchwasser und Regenwasser
zusammen ableitet, eventuell auch Exkremente und Grundwasser aufnimmt,
werden bei dem „Trennungs- oder Separat-System“ zwei Wege eingeschlagen:
e:n kompletes Kanalnetz dient für Brauchwasser, eventuell einschliesslich der
Exkremente und durch Aussendrains auch für Grundwasser, während das Regen-
wasser theils durch Rinnen, theils durch besondere Kanäle abfliesst. Dabei
bleibt es vorbehalten einen Theil des Regenwassers, doch dem Brauchwasser-
netz zuzuweisen. Vollständige Sonderung ist aber das eigentliche (amerika-
nische) Prinzip und soll bei dem folgenden Vergleich zwischen kombinirten
und separirten Kanälen zunächst vorausgesetzt werden.!)
1. Reinhaltung. Bei starken Regenfällen gelangen trotz sorgfältiger
Einläufe Sandmengen in die Kanäle, welche zwar selbst nicht gefährlich sind
aber doch organische Stoffe mit zur Ablagerung veranlassen können. Andererseits
wird gerade durch Regen die Gelegenheit zum Fortschwemmen erleichtert.
Ob und in welchem Grade nun getrennten Kanälen ein Vorzug durch das Fern-
halten jener Stoffe zukommt, hängt daher von örtlichen Umständen ab: werden
| die Strassen stark abgenützt und mangelhaft gereinigt, sind die Kanalgefälle
| klein, Platzregen selten, regelmässige Spülungen schwach, so kann der Vorzug
L von Bedeutung sein, unter entgegengesetzten Umständen gering, namentlich
| gegenüber den Mengen von Scheuersand, welche auch getrennten Kanälen zu-
kommen, wenn nicht häusliche Vorreinigung stattfindet. Ebenso wechselnd ist
| der Vorzug des engeren Profils mit grosser Geschwindigkeit, welcher bei
trockenem Wetter einem separirten Kanal zukommt. Für das Brauchwasser-
Maximum allein mögen hier selbst in ziemlich grossen Bezirken Röhren von
15m (Minimum in Amerika) genügen, welche täglich ein mal ganz oder nahezu
| voll laufen, während der Trockenwetterstrom in einem entsprechenden „kom-
| binirten“ Kanal mit Kreisprofil (vielleicht 40—60 m) geringere Tiefe und
| Geschwindigkeit besitzen wird. Mit dem Eiprofil lässt sich aber dieser Unter-
schied erheblich vermindern, indem der Brauchwasser-Querschnitt in dessen
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Spitze annähernd halbkreisförmig projektirt werden kann, d.i. eben so günstig
für die Geschwindigkeit wie in getrennten Röhren, Fig. 46 und 47. Endlich
ist noch der Anschluss von Hausröhren an Strassenröhren zu erwähnen; der-
selbe kann im Trennungssystem bei der geringen Differenz (z. B. 10cm an 15
oder 20m) bequemer ausgeführt werden als in weiten Kanalprofilen (D VII, 2).
| Alle erörterten Vorzüge der getrennten Kanäle sind jedenfalls durch Spül-
einrichtungen aufzuwiegen. und ermässigen sich daher auf die Thatsache, dass bei
| gleichem Erfolg der Spülung im Separatsystem weniger Wasser erforderlich
ist, als in weiten Profilen. In der Regel geschieht die Spülung im Trennungs-
system mit selbstwirkenden Apparaten (D IX, 4); man rechnet in Amerika
bei 0,5—1ebm Inhalt einen Spülbehälter auf je 200—500 Einwohner und täg-
lich 1-—-2malige Entleerung. Dies giebt im Mittel einen Verbrauch an Spül-
wasser von 1 %bm für 1 Kopf und Jahr, d. i. gerade so viel wie in Berlin, wo aber
noch beträchtliche mechanische Reinigung hinzukommt.
Wenn man bei den ersten Anlagen in Amerika mit Hülfe der selbstthätigen
Spülung dieEingangschächte sparen wollte, so war das weder eine charakte-
or
1) S. den Aufsatz des Verfassers in der Vierteljabrschrift für öff. Gesundheitspflege 1883,
S. 317, woselbst auch die einschlagende amerikanische Litteratur bis dahin angegeben ist. Ferner
Gesundheits-Ingenieur 1882, S. 539, und Staley & Pierson, The separate system of sewerage,
Newyork 1887.
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