Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

Trennungssysteme. 301 
den Vergleich zwischen dem Erguss von Nothauslässen bei einem kombinirten 
Kanalsystem und von Regenwasser bei dem Trennungssystem. Derselbe hängt 
zunächst von der Sorgfalt in der Reinhaltung ab, welche dort den Kanälen, 
hier den Strassen zu Theil wird. Grundsätzlich kommt aber bei dem Trennungs- 
system aller Unrath, welchen ein kräftiger Regen von den Strassen ab- 
schwemmt, in den Fluss (s. über die Beschaffenheit DIV), während bei dem 
kombinirten System die Hauptmenge dieses Unraths in den Kanälen verbleibt 
(DI, 4). Die Thatsache, dass durch die Nothauslässe menschlicher Koth mit 
ausgeworfen wird, fällt allerdings im Trennungssystem dahin, dürfte aber bei 
dem verhältnissmässig seltenen und kurzen Spiel der Nothauslässe nicht sehr 
schwer wiegen. 
5. Baukosten. Der finanzielle Vergleich lässt sich nur nach den Um- 
ständen des besonderen Falles anstellen; immerhin ist es möglich, die Fälle 
zu gruppiren und einige allgemeine Schätzungen zu machen. Wo Regenab- 
leitung in Rinnen geschehen kann (s. die Aufzählung der Fälle in AI) und 
demnach die unterirdische Arbeit sich auf ein Brauchwassernetz, eventuell mit 
gleichzeitiger Grundwasser-Drainirung, beschränkt, fallen die Kosten des 
Trennungssystems bedeutend geringer aus, sie mögen (nach amerikanischer An- 
sicht) je nach Umständen !/;—!/,; von denjenigen eines kombinirten Kanalnetzes 
ausmachen. Wo die Lage des Ortes zu natürlichen Wasserläufen noch günstig 
ist, aber doch aus Verkehrsrücksichten oder Gefällsrücksichten das Regen- 
wasser unterirdisch abgeleitet werden soll, kann immer noch das Trennungs- 
system den finanziellen Vorzug haben. Denn die Regenwasserkanäle können 
hier auf kürzestem Wege zu dem Fluss oder zu sonstigen Wasserläufen in 
der Stadt gelangen, bedürfen also nur geringer Querschnitte und geringer Tiefe, 
während bei einem kombinirten System meistens weite und tief liegende Sammel- 
kanäle anzulegen sind, um Ausmündungen innerhalb des Ortes zu vermeiden. 
Zudem bestehen in vielen Städten schon überwölbte Bäche und alte Dohlen, 
welche als Kanäle für Regenwasser hygienisch unbedenklich sind, trotz et- 
i welcher Mängel in Form und Glätte, eventuell mit geringem Aufwand ver- 
| bessert werden können, während sie für die Kombination mit Brauchwasser 
und gar mit Exkrementen vielerorts schon grosse Uebelstände erzeugt haben 
und verlassen werden mussten. An einem Orte, welcher erst theilweise oder 
unzweckmässig kanalisirt ist, mag selbst die Frage aufzuwerfen sein, ob nicht 
alle bestehenden Kanäle künftig lediglich für Regenwasser dienen sollen und 
für Brauchwasser ein ganz neues davon getrenntes Netz herzustellen sei. 
Betrachten wir ferner eine Stadt, in welcher die Gelegenheit zur Schaffung 
zahlreicher kleiner Entwässerungs-Bezirke fehlt, so müsste man behufs Trennung 
ein ganzes Netz für Brauchwasser, ein zweites für Regenwasser und möglicher- 
weise ein drittes für Grundwasser herstellen: dann werden die Kosten in der 
Regel diejenigen eines einheitlichen Kanalnetzes übertreffen, jedoch nicht etwa 
proportional zur Gesammtlänge der Kanäle, weil bei Trennung immerhin die 
Regenwasser-Kanäle nahe unter Geländehöhe und gleichzeitig mit den Bıauch- 
wasser-Kanälen ausgeführt werden können. Auch kann vielleicht der kost- 
spieligere Bau des Trennungssystems innerhalb der Stadt durch Ersparnisse 
draussen wieder eingebracht werden, indem die Abmessungen von Pumpen, Aus- 
lasskanälen, Klär- und Riesel-Anlagen natürlich ganz erheblich zu beschränken 
sind, wenn das Regenwasser für sich auf einfachere Art beseitigt werden kann. 
6. Betriebskosten. Der letzterwähnte Umstand ist ohne weiteres auch 
auf den Betrieb von Reinigungs- Anstalten zu übertragen, welcher sich im 
Trennungssystem billiger herausstellt, als bei kombinirten Kanälen. Dazu 
der Vortheil geringerer Schwankungen in der Menge des täglichen Zuflusses 
  
  
  
  
  
  
’ an Pumpen und Reinigungsanlagen, Entlastung letzterer von den lästigen 
at wor- Regenmengen. Ausserdem ist zu erwägen, dass in der Regel das Trennungs- 
ER system weniger Spülwasser bedarf (8.299) und kann dieser Umstand zuweilen 
salwasser in den Betriebskosten wichtig sein, zuweilen aber auch, wo grosse Mengen zur 
m Verfügung stehen, gleichgültig. — 
Das Gesagte zusammen fassend, erscheinen die hygienischen Vorzüge des 
Trennungssystems im Vergleich zu kombinirten Kanälen nicht erheblich, die 
Wahl ist wesentlich eine Geldfrage, wobei stets Bau- und Betriebskosten 
 
	        
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