Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

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Trennungssysteme. 303 
Dies kann sowohl dem Ort nach neben einander, als der Zeit nach hinter 
einander geschehen. Im ersteren Fall erhalten einzelne Strassen oder Bezirke 
kombinirte Kanäle und nehmen darin zugleich die abgetrennten Brauchwasser- 
kanäle anderer Strassen und Bezirke auf, während das Regenwasser der 
letzteren abgesondert entfernt wird. Der Natur der Sache nach wird dabei 
das ‚einheitliche System vorzugsweise den Hauptstrassen, den eng bebauten Be- 
zirken, den Gegenden mit geringem Gefälle oder mit muldenartiger Vertiefung 
zukommen, das Trennungssystem dagegen den vorgeschobenen und weiträumig 
bebauten Stadttheilen, den Gegenden mit starkem Gefälle. So wird nach dem 
Projekt für Elberfeld die Bergstadt mit dem Trennungssystem versehen, um 
das Regenwasser unmittelbar in die Wupper abzuleiten, und zahlreiche Querbäche 
sind zu diesem Zweck kanalisirt worden. Das Brauchwasser der Bergstadt aber wird 
von den kombinirten Kanälen der Thalstadt mit aufgenommen, deren Gesammt- 
inhalt sadann voraussichtlich einer Reinigung zu unterziehen sein wird. 
Aber auch der Zeit nacn mögen die beiden Methoden auf einander folgen: 
es wäre nämlich zunächst ein Kanalnetz für Brauchwasser nebst Rinnenableitung 
für Regenwasser einzurichten, aber in Aussicht zu nehmen, dass statt desen 
später bei gesteigertem Verkehr und dichterer Bebauung einheitliche Kanäle 
hergestellt werden. Dabei liegt der Gedanke zu grunde, dass durch die erste 
billigere Anlage bis zur Auswechselung soviel Bauzinsen gespart werden, um 
das Baukapital der ersten Anlage 
zu decken oder gar Gewinn zu 
machen. Ob dies zutrifft, ist natür- 
lich durch Abschätzungen über die 
Kosten und über das Anwachsen 
der Stadt zu beurtheilen. — 
Neuerdings ist durch Shone_ 
noch ein weiteres Hülfsmittel zum 
Trennungssystem erfunden und in 
mehreren englischen Stätten bereits 
erprobt.!) Hiernach wird die Stadt- 
fläche in eine Anzahl von Entwässe- 
rungsbezirken zerlegt, jedes mit be- 
sonderem Tiefpunkt, gegen welchen 
die Brauchwasser-Kanäle aus dem 
Bezirk zusammen laufen. Mit dem 
Brauchwasser soll darin eine Ge- 
schwindigkeit erzielt werden, welche 
künstliche Spülungen erspart. Shone 
hält 1m für 1 Sek. zu Zeiten des 
Maximalabflusses ausreichend, giebt 
also z. B. Gefälle 0,01 bei Rohren 
Natürlich sind aber diese Grundlagen den örtlichen Ver- 
hältnissen anzupassen. In jedem Tiefpunkt befindet sich ein Reservoir, 
welches die ankommenden Wasser aufnimmt und nach dessen Füllung 
sie jedesmal auf einen höheren Horizont gehoben werden, nämlich in einen 
Sammelkanal, bezw. in ein Netz von Sammelkanälen, welches nahe. unter der 
Geländehöhe die Stadt durchzieht und alle Bezirksreservoirs entlastet. Dies 
System hilft sonach dem Mangel an Gefälle ab, welcher bei gewöhnlichen 
Kanalnetzen oft so empfindlich ist und es umgeht tiefe Baugruben, Ablagerungen, 
Spülkosten. Als Hülfskraft soll komprimirte Luft dienen, erzeugt in einer 
Zentralstation und an alle Bezirke vertheilt durch ein Netz eiserner Röhren, 
} deren letzte Zweige nur etwa 5m Weite bedürfen. Der Hebapparat selbst 
könnte in mancherlei Art konstruirt werden; nur muss er nach jedesmaliger 
Füllung des Reservoirs selbstthätig in Funktion treten, indem sich dieselbe 
in den Stunden des Brauchwasser-Maximums häufig wiederholt. Shone hat zu 
dem Ende einen sogen. Ejektor erfunden, Fig. 168, bei welchem die in dem 
Reservoir sich sammelnde und ansteigende Flüssigkeit schliesslich eine kleine 
Fig. 168. 
   
  
  
en 1) Gesundheits-Ingenieur 1883, $, 165. Deutsche Bauzeitung 1885, 118. Knauff, die Mängel 
: ” | der Schwemmkanalisation gegenüber dem Shone-System, 1884. Knauff, Entwurf zur Kanalisation 
m von Potsdam 1885, von Steglitz 1887. 
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