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304 Kanalisation.
Glocke hebt, dadurch auf einen Steuerungsschieber einwirkt, komprimirte Luft
einlässt und durch dieselbe aus dem Boden des Reservoirs in ein Steigrohr zu
dem Sammelkanal gedrückt wird. Nach erfolgter Entleerung, welche mit je
300—6001 binnen 30—60 Sekunden geschieht, bewerkstelligt eine an einer
Kette aufgehängte Schale, welche stets mit Kanalwasser gefüllt bleibt, die Um-
steuerung und Absperrung der komprimirten Luft, behufs wiederholter Füllung
des Behälters aus den Zuleitungsröhren. Diese Mechanik dürfte die schwache
Seite des Systems bilden, indem die Reinigung einer Stadt von einer grossen
Zahl von Apparaten abhängig wird, welche doch zuweilen versagen mögen und
nicht ganz leicht zu repariren sind. Man sollte deshalb je 2 Apparate in jeder
Station aufstellen, allerdings zum Nachtheil der Anlagekosten. Ferner können
in einem ausgedehnten Netz von Luftröhren Undichtigkeiten vorkommen, ohne
gleich entdeckt zu werden.
Bekanntlich bildet Pressluft bei mässigem Druck ein zweckmässiges Mittel
zum Uebertragen von Kraft und ist das zentralisirte System sicherlich billiger
im Betrieb, als dasjenige, an jeder Station eine besondere kleine Maschine aufzu-
stellen. Vortheilhaft ist auch die Möglichkeit, in der Zentralstation gleichförmig zu
arbeiten und das Medium in einem Windkessel aufzubewahren, obgleich der Be-
darf für die Ejektoren sich ungleichförmig über den Tag vertheilt. Gegenüber
gewöhnlichen Pumpen fallen Reibung, schädlicher Raum usw. weg. Der Ejektor
von Shone könnte deshalb noch für weitere Zwecke, als die bisher beschriebene
Entlastung der Bezirksbehälter dienen: zu wiederholter Hebung im Sammel-
kanal, falls nur geringes Gefälle für denselben zu Gebote steht, dasselbe wird
dann stufenförmig unterbrochen; ferner an Stelle von Pumpen am Auslass des
Kanalnetzes und zur Entwässerung aus tiefen Kellern in einzelnen Gebäuden, .
namentlich wenn hier vielleicht Betriebskraft schon vorhanden (Fabriken).
Auch bei kombinirten Kanälen liesse sich das Shone-System anwenden, um in
flachem Gelände die oben angeführten Vortheile zu erzielen; nur würden sowohl
die Anlage als die Betriebskosten beträchtlich höher ausfallen, wenn man
das ganze Regenwasser ebenfalls bezirksweise oder stufenweise durch kom-
primirte Luft heben wollte, so dass dieses wohl nur unter beschränkten Um-
ständen zu empfehlen wäre. Die grösseren englischen Städte, in welchen
Shone’sche Ejektoren in verschiedenen Aufgaben der Kanalisation, theils nach
dem Trennungssystem, theils bei kombinirten Kanälen, arbeiten, sind: East-
bourne, Warrington, Southampton, Henley, Darlaston u. a. Mit dem Erfolge
scheint man, nach Erfahrungen, z. Th. seit 1880, zufrieden zu sein.
Das Prinzip getrennter Ableitung der verschiedenen städtischen Abwasser
und Abfälle ist durch Li =als;Differenzirsystem“ bezeichnet und, wie es
in der Natur der “Sache liegt, auf verschiedenen Wegen zur Ausführung vor-
geschlagen. Das neueste Programm Liernurs stellt daher dreierlei Methoden
der Städtereinigung zur. Wahl:!) 2
1. Für Städte, welche nur verbesserte Einrichtungen zur Beseitigung der
Fäkalien, nicht aber des Haus- und Regenwassers für nöthig erachten (indem
entweder die Strassenrinnen oder vorhandene Kanäle dafür dienen sollen) ist
das pneumatische Röhrennetz bestimmt (C III), dessen Ergebniss entweder zum
Ackerbau in städtischer Regie oder zur Verarbeitung auf Poudrette dienen soll
(CIV und V).
2. Für Städte, welche verbesserte Einrichtungen für Fäkalien und Brauch-
wasser, nicht aber für Regenwasser, bedürfen, soll ein für beide gemeinschaft-
liches Kanalnetz angelegt werden und zwar nach den auf $. 258 kurz be-
sprochenen verkehrten Grundzügen. Am Auslass wird sodann Reinigung nach
dem Verfahren von Petri (E VI am Schluss) beabsichtigt und der hier ge-
wonnene Rückstand zur Verarbeitung auf Poudrette vorgesehen. Dieser Kom-
bination hat sich, unter Zugabe des Röckner-Rothe’schen Klärapparats (E III),
der Kommerzienrath Schwartzkopf in Berlin besonders angenommen,?) sie ist
deshalb in der tabellarischen Uebersicht von A II als System Liernur-Schwartz-
kopf bezeichnet.
1) Archiv für rationelle Städteentwässerung, X. 8. 405,
2) Wochenblatt für Baukunde 1886, S. 41 und 129.
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