Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

Flussverunreinigung. 313 
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Verunreinigung stetig zurück und war 32 km unterhalb der Stadt weder 
chemisch noch mikroskopisch nachweisbar; das Oderwasser zeigte sich daselbst 
wieder gleichartig demjenigen oberhalb der Stadt. Wo nun energische Selbst- 
reinigurg verauszusetzen, z. B. in Neisse, München, Köln, da wird natürlich 
der verderbliche Einfluss einer Stadt den flussabwärts folgenden Anwohnern 
wenig oder gar nicht fühlbar werden, und der Einwand dahin fallen, dass die 
Verunreinigung eine übermässige werden müsste, wenn das einer Stadt ertheilte 
in des Einlasses später auch von anderen Städten beansprucht werden 
wollte. 
4. Profilverhältnisse. Die Vermischung zwischen Kanalwasser und 
Flusswasser erfolgt um so langsamer, je geringer die beiderseitigen Geschwindig- 
keiten. Deshalb ist die Verunreinigung 
stehenden Wassers besonders widerwärtig: 
Schlossteich in Königsberg, dıe Grachten 
in holländischen Städten, selbst die See- 
küste bei Newyork und vor englischen 
: Städten. Gelangt das Kanalwasser in einen 
- Strom im Tidegebiet, so wird es eine Zeit 
- hin und her schwanken, bis es endlich die 
_ See erreicht. Hierbei wird zwar einerseits 
° die Selbstreinigung befördert, anderseits aber 
auch die Verunreinigung oberhalb der 
Stadt erstreckt, wie namentlich bei London 
beklagt wird.!) Immer sollte die Ausmün- 
dung in einen trägen Fluss mittelst einer 
stark fallenden Schlussstrecke unter Nieder- 
wasser, und wo möglich mittelst Verlänge- 
rung des Kanals im Flussbett in tieferes 
Wasser, eventuell in den Thalweg erfolgen. 
Beides zeigt Fig. 169 von einem Kanalaus- 
lass in Halle an der Saale, wo ein eisernes 
Rohr zwischen Pfählen festgelegt ist und 
zugleich dem Kanalwasser eine schräge 
Richtung gegen den Fluss zuweist. Ferner 
ersieht man in Fig. 159 den Anfang eines 
Doppelkastens von Eichenholz, welcher das 
Kanalwasser des Geest-Stammsiels zu Ham- 
burg in die Elbe leitet. Der Kasten liegt 
rechtwinklig zum Ufer (Tidegebiet) und 
erreicht mit 70m Länge und 0,05 Gefälle 
die Stromrinne. Beiläufig hat man bei 
diesem Verfahren noch den Vortheil, den 
Wind vom Kanalauslass abzuhalten, welcher zuweilen die Ventilation er- 
sch wert. 
Trotz der geschilderten Massregeln wird sich freilich das Kanalwasser nie- 
mals sofort im ganzen Flussprofil vertheilen, vielmehr je nach den Lokal- 
verhältnissen noch eine gewisse Strecke lang seine eigene Bahn verfolgen. 
Dieselbe ist aber bei jener Art der Ausmündung wenigstens nicht durch Farbe 
und Trübung oben zu erkennen. 
Schlimmer ist die Anwesenheit von grösseren organischen Körpern, nament- 
lich Kothballen, in Kanalwasser. Wenngleich das spezifische Gewicht des 
Koths meist über 1, so können doch Luftgehalt oder Strömungen ihn eine Zeit 
> lang an der Oberfläche des Flusses halten. Abgesehen von dem widerlichen 
Eindruck, brauchen solche Schwimmkörper längere Zeit zn vollständiger Zer- 
theilung und „Auflösung“, vollends zur Mineralisirang. Bei sinkendem Wasser 
lagern sich viele suspendirte organische Stoffe (obgleich Schwimmstoffe) mit 
den mineralischen Sinkstoffen des Flusses auf Sandbänken und an den Ufern 
Fig. 169. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
| 1) Bericht der Kommission über Londoner Kanalwasser. Zentralblatt der Bauverwaltung, 
1884, 96. 
 
	        
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