Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

344 Reinigung von Kanalwasser. 
passen würde (weniger Chemikalien, dagegen der Torfgrus).!) Hierbei ist jedoch wi 
vorausgesetzt, dass die Entfernung des gebrauchten Torfe$ und des Bassin- kr 
schlammes keine besonderen Kosten verursacht; der Torf soll entweder als Eis 
Dünger (wegen der ihm anhängenden organischen Stoffe) oder als Brennmaterial 
verwerthet werden. Ferner ist vorausgesetzt, dass grosse Regenwassermengen 
abgesondert abgelagert werden, also den Filtern entweder gar nicht oder erst 
nach vorher gehender mechanischer Klärung zur Last fallen. Es muss nun 
noch die Erfahrung in grösserem Massstabe, nebst der angedeuteten wissen- n 
schaftlichen Ergründung, lehren, ob die Reinigung von Kanalwasser nach dem Fir 
Petri’schen Verfahren durch Billigkeit und Zweckmässigkeit andere Methoden gbs 
übertrifft. Im allgemeinen macht die Anlage nicht den Eindruck für has 
grosse Wassermengen und zu allen Jahreszeiten (Frost) praktisch zu sein, 
insbesondere nicht im Vergleich mit den neueren Methoden der Klärung mittelst 
Ablagerung. 
  
VII. Berieselung. 
Die Berieselung mit Kanalwasser in grösserem Massstabe ist eine ziemlich 
neue Art der Landwirthschaft, daher noch nicht für alle Umstände fertig und 
fehlerfrei ausgebildet, und in manchen Orten noch mit theils hygienischen, Ba 
theils landwirthschaftlichen Uebelständen behaftet, deren Erkenntniss aber zur Iı 
Besserung führen kann. Der Name Berieselung bezeichnet, wenn es sich um vol 
Kanalwasser handelt, nicht blos-die von Alters her übliche Bewässerung von 
Wiesen; vielmehr sind je nach der örtlichen Beschaffenheit von Wasser, Boden, 
Klima, Pflanzen mancherlei Methoden zur Verwendung des Wassers erfunden, 
welche auf einem ausgedehnten Rieselfelde eventuell gleichzeitig vorkommen, F 
und zunächst einzeln beschrieben werden sollen. 
1. Oberflächen-Berieselung. Aehnlich der gewöhnlichen Wiesenbe- 
wässerung, entweder Hangbau bei starker Geländeneigung, oder Rückenbau mit 
künstlich erzeugten Neigungen, mindestens 0,01, wo möglich 0,04 und mehr. Aus 
einem längst der höchsten Seite des Wiesenstückes gezogenen Vertheilungs-Graben 
) (etwa 30 m breit und tief) mit wagrechter Ueberfallkante fliesst das Wasser 
als Schicht über die ganze Fläche. Um bis zur tief gelegenen Seite der Wiese 
hin recht gleichmässig zu bewässern, wird das Wasser nach 10—15m Abstand 
durch Zwischengräben aufgefangen, eventuell ergänzt und von neuem vertheilt, 
endlich in Sammelgräben abgeleitet. Ein Theil desselben versickert. 
Auch im Ackerbau wird dieses Verfahren angewendet. Es sind dann, um 
die beim Pflügen lästigen Zwischengräben zu vermeiden, gewöhnlich Flächen- 
stücke von 60—70 m Breite und 200-500 m Länge in der Längsaxe mit einem ’ 
Vertheilungsgraben versehen, über dessen beide Ränder das: Wasser auf die Re 
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Fläche gelangt und sich verbreitet. Die Fläche muss zu diesem Zweck sowohl £ 
Längen- als Quergefälle bezitzen, der Graben aber ist in Abständen vun je 50 m ! 
durch Stauschützen unterbrochen, welche eine nach der anderen gezogen werden, ä 
bis auch die letzte Strecke berieselt ist. Ä 
2. Beetsystem. Beete von etwa 1m Breite, dazwischen 30 em breite 
Gräben nach deren Füllung das Wasser seitwärts an die Wurzeln der auf : 
den Beeten stehenden Pflanzen gelangt, ohne jedoch deren Stengel zu beschmutzen G 
(Gemüse u. dergl.). Die Beete sind nicht länger als 20—830m zu machen, falls 
das Wasser nur von einem Ende zufliesst, weil dasselbe sonst seine düngenden ‘ 
Stoffe am vorderen Ende absetzt und ungleichmässig befruchtet. Ablauf des J 
Wassers ausschliesslich unterirdisch. Vor der Anpflanzung mag auch die | 
Fläche überstaut werden, zu welchem Zweck eine Gruppe von Beeten wie 
unter (3) behandelt wird. Der in den Gräben abgesetzte Schlamm wird von 
Zeit zu Zeit ausgehoben und in den Beeten untergraben. 
3. Ueberstauung. Dabei werden grössere Flächen auf 25—50 cm Höhe 
unter Wasser gesetzt, sie sind deshalb von Erdböschungen oder Erddämmen 
' umgeben, deren Krone den Wasserspiegel noch um 50 cm überragt. Indem das | 
Wasser versickert, lässt es seine Düngstoffe an der Erdoberfläche zurück; zu- 
  
!) Knauff, die Mängel der Schwemmkanalisation gegenüber dem Shone System, 1834. Von 
Städten, in deren Umgegend Torf ganz fehlt, ist dabei wohl überhaupt abzusehen. 
 
	        
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