Full text: Städtisches Strassenwesen und Städtereinigung (Abtheilung 3, 3. Heft)

  
  
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348 Reinigung von Kanalwasser. 
unmittelbar Nahrung anzunehmen. Wie dem auch sei, so befördern die Pflanzen 
durch ihr Wachsthum mindestens indirekt die Mineralisirung in und über 
dem Boden und es ist wie bei jeder Düngung wünschenswerth, dass sie zu den 
Zersetzungsprodukten, also auch zu den ursprünglichen Bestandtheilen des 
Kanalwassers passen. Es wird wohl keine Pflanze der Zusammensetzung 
des Kanalwassers so genau entsprechen, dass sie bei dessen Zersetzung alle 
Dungmaterien heraus nimmt und es demnach vollständig reinigt. Stets werden 
etlicne Produkte im Boden abgesetzt bezw. mineralisırt und im Wasser auf- 
gelöst bleiben, ohne landwirthschaftlich ausgenützt zu werden. Umgekehrt 
müssen ausser den werthvollen auch wohl werthlose oder schädliche Bestand- 
theile des Kanalwassers mit in den Kauf genommen werden, namentlich ge- 
wisse Abfallstoffe der Industrie, falls derselben nicht private Reinigung auf- 
erlegt ist. Dazu kommt noch die wechselnde Menge und Beschaffenheit des 
Kanalwassers, sowie der wechselnde Bedarf der Pfianzenwelt, so dass nur von 
einem ungefähren Anpassen die Rede sein kann. 
Gemischte Exkremente enthalten ungefähr 1°, Ammoniak, 0,4°/, Kali 
und 0,40, Phosphorsäure. In ähnlichem Verhältniss werden die genannten 
3 Stoffe sich auch im Kanalwasser befinden (vergl. die Analysen des Stickstoffs 
in CI und DIV). Dies ist jedoch für den gewöhnlichen Bedarf der Pflanzen- 
welt keine normale Nährlösung ; sie enthält zu viel Stickstoff im Vergleich zu 
Kali und Phosphorsäure. Da vom Stickstoff vor allem die Blattentwickelung, 
von den beiden anderen Stoffen die Fruchtbildung abhängt, so entsteht bei 
reichlicher Rieselung die Gefahr des Vergeilens und der Verarmung des 
Bodens an vorhandenen Mineralstoffen, bei schwacher Rieselung aber die 
Gefahr starken Verbleibs von Stickstoff bezw. von Ammoniak und Salpeter- 
säure im ablaufenden Wasser. Letzteres noch weit ungünstiger in den Zeiten 
des Stillstandes der Vegetation. Es können somit Rieselanlagen in Bezug auf 
landwirthschaftliche Verwerthung der Dungstoffe nicht gar viel leisten, nach 
Knauff vielleicht nur 15—25%/, derselben ausnützen; immerhin ist dies schon 
ein volkswirthschaftlicher Erfolg und für die Hygiene sorgt ausserdem, ja zu- 
meist, die Filtration und Oxydation im Boden. Zweckmässig wäre es jeden- 
falls, ergänzende mineralische Dungstoffe zugleich mit dem Kanalwasser aufs 
Feld zu bringen. Es eignen sich daher namentlich solche Pflanzen, welche 
viel Stickstoff assimiliren: Gras, Gemüse, Rüben, Beeren, Gesträuche und 
Bäume. Unter Umständen wäre Fruchtwechsel angezeigt, um mannich- 
faltige Bestandtheile des Wassers durch verschiedene Pflanzenarten auszunutzen 
und den Boden nicht mit einzelnen Stoffen zu überladen. Endlich sollten 
solehe Pflanzen vermieden werden, welche durch dichte Stellung und Be- 
schattung das Eintreten von Luft und Sonnenwärme in den Boden und damit 
die Mineralisirung hemmen. 
3. Kanalwasser. Die suspendirten Bestandtheile besitzen keinen grossen 
unmittelbaren Werth, insofern sie doch erst nach erfolgter Zersetzung in ge- 
löster Form von Pflanzen aufgenommen werden. Dagegen können sie den 
Nachtheil der Verschleimung und Verunkrautung der Rieseifelder herbei führen, 
welcher die Filtrationsfähigkeit und Lüftung des Bodens hemmt. Namentlich 
verstopfen Papier und mineralische Theile die Poren dicht und dauernd (Ver- 
schlickung). Bei den meisten organischen aber, welche doch allmählich der 
Verwesung und Auflösung anheim fallen, fragt es sich, ob der bemerkte Nach- 
theil oder — bei etwaigem Ausschluss der Stoffe — der Düngerverlust wich- . 
tiger ist. Dies hängt von der Kultur-Methode ab: Bei der Oberflächenbe- 
rieselung von Wiesen und bei der Untergrund-Berieselung ist Verschlickung 
besonders unangenehm, während bei den anderen Methoden der Boden durch 
häufige Umarbeitung wieder aufgelockert bezw. sogar mit dem Schlamm be- 
reichert werden kann. Deshalb werden in Plötzensee Ablagerungen im Sammel- 
behälter absichtlich durch einen Rührapparat verhindert, um alle suspendirten 
organischen Stoffe beisammen zu behalten. Nur ist immer die allmähliche Auf- 
höhung des Geländes zu beachten, in Folge deren die Objekte der Wasser-Zu- 
leitung vielleicht später nicht mehr passen wollen. Um nach Erforderniss den 
besprochenen Nachtheil zu vermeiden, dient eine Vorreinigung, fast überall 
mittels Sandfang, zuweilen Ablagerungs-Bassins auf dem Rieselfelde selbst, durch 
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