Full text: Erdarbeiten; Strassenbau; Brückenbau (Abtheilung 3, 4. Heft)

   
  
  
  
  
   
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
    
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
Strafsenbau. 
206 Der 
führen. Durch die Feuchtigkeit wird die Beweglichkeit der Steinbrocken ver- 
ringert, das Rundwalzen derselben verhütet und die Lagerung beschleunigt. 
Man muss jedoch, besonders bei schweren Walzen, ein nachtheili ioes Aufweichen 
des Untergrundes sorgfältig vermeiden. Um das kostspielige W asserfahren ent- 
behrlich zu machen oder wenigstens zu verringern, wählt man, wenn möglich, 
  
feuchtes Wetter; selbstverständlich muss aber dem gegenüber — besonders bei 
Dampfwalzen — der Zinsverlust berücksichtigt werden, welcher sich ergiebt, 
wenn die Walze unbenutzt steht. 
Die Walzung darf nicht vorgenommen werden wenn bei anhaltend nasser 
Witterung der Untergrund so weich geworden ist, dass eine Verdrückung des 
Steinbahnkörpers vorkommen könnte. 
Ist das Walzverfahren so weit vorgeschritten, dass die obere Steinlage sich 
vor der Walze nicht mehr verschiebt, so beginnen einzelne Arbeiter etwaige 
Lücken und Unebenheiten, sowie die durch die Pferdehufe gerissenen Löcher 
mittelst scharfkantiger Steinbrocken auszufüllen. Sobald die Steinschlagstücke 
sich so weit gelagert haben, dass sie beim Begehen unter dem Fusse sich nicht 
mehr bewegen, werden die Steinsplitter aufgestreut, welche aus dem Stein- 
schlage beim Verbauen ausgesiebt sind Erst wenn die Bahn so weit gedichtet 
ist, dass ein erhebliches weiteres Zusammenpressen nicht mehr erwartet we rden 
kann, wird sonstiges, je nach der Beschaffenheit des Gesteins fetteres oder 
magereres Bindematerial gleichmäßig über die Oberfläche vertheilt und (recht- 
winklig zur Stralsenr ichtung) mit scharfen Besen eingefegt. Vor zu frühzeitigem 
Verarbeiten des Bindematerials ist dringend zu warnen. Nach den in W ürttem- 
Berg bei der Dampfwalzung gemachten Erfahrungen konnte nach Ablauf von 
/; der ganzen ee damit begonnen werden. 
Man fährt, ohne die Walzarbeit zu unterbrechen, mit dem Aufbringen des 
Bindematerials fort, bis die in der Steinschlagbahn enthaltenen Hohlräume so 
viel als möglich ausgefüllt sind. Wenn dies erreicht ist und die Oberfläche der 
Steinbahn sich völlig fest und eben zeigt, ist die Walzung beendet. Die Zahl 
der hierzu erforderlichen W alzenübergänge über jede einzelne Stelle ist, je nach 
der Beschaffenheit des Steinmaterials, der Stärke der Schüttung, dem Unter- 
grunde, dem Walzengewicht und Ww RUE aulserordentlich verschieden. Für 
Pferdewalzen giebt v. Kaven 25 bis 100 an. Für eine 12,5 schwere Dampf- 
walze waren im Regierungsbezirke Wiesbaden bei 30 mn Deckenstärke 33 Walz- 
übergänge, bei 115mm Deckenstärke 143 erforderlich, In Württemberg 
schwankte die Zahl der Dampfwalzen-Uebergänge im Jahre 1887 bei einem Durch- 
schnitt von 54 zwischen 33 bei Muschelkalk und 110 bei Basalt. Walzengewicht 
15 bis 148. 
Ebenso unsicher sind die Angaben über die Walzungs-Kosten. Als Mittel- 
werth einschliefslich aller Nebenkosten für Wasseranfuhr, Handarbeiten während 
der Walzung und Aufbringung des Bindematerials, jedoch ausschliefslich der 
Vorbereitung der Steinbahn und des Verbauens des Steinschlags galt früher bei 
Pferdewalzung der Satz von 0,2 bis 0,4 M. für lam Strafsenoberfläche. Für 
Dampfwalzen rechnete man 100%), bis 250%, weniger; anscheinend stellt bei 
weichen Gesteinen die Leistung der Dampfwalzen den Pferdewalzen gegenüber 
sich weniger günstig, als bei festeren, schwer bindenden Steinarten. 
Ausfül rlichere Angaben über die Kosten derWalzung nach verbautem Material 
berechnet finden sich weiter unten. Als Mittelwerth für 1ebu festgewalzten 
Steinschlag, ausschliefslich der Handarbeiten und Wasserzufuhr, wird für Damptf- 
walzen etwa 0,8 bis 1,2 M., für Pferdewalzen 1,00 bis 1,20 M. gelten können. 
Bei mittlerer Schüttungsstärke und weder besonders festem noch besonders 
weichem Steinmaterial kann eine leichte Dampfwalze in 1 Arbeitsstunde etwa 
4 bis 5ebm, eine Pferdewalze etwa 3 bis 4 cbm Steinschlag festwalzen. — 
Nach Beendigung der Walzung erhält die Bahn zweckmäfsig eine dünne 
Decke von scharfem Kies oder robem Sand, welche das Ausreilsen der noch 
nicht völlig fest gelagerten Steinbrocken durch die Pferdehufe verhindern und 
die etwa noch sich öffnenden Fugen stets gleich wieder füllen soll. 
Auf den neuen, durch Pferdewalzen gedichteten Steinbahnen, welche noch 
einige Wochen in sorgsamster Weise gewartet werden müssen, werden gewöhn- 
lich Sperrzeichen — Steine oder hölzerne Böcke — ausgelegt. Dieselben sollen 
  
  
      
  
 
	        
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