230 Der Strafsenbau.
ist, von : neuem verbaut; die Verwendung als Unterbaumaterial ist zu: em-
pfehlen.
So weit es ohne zu grolse Schädigung des Verkehrs irgend ‚möglich ist,
soll die Ueberdeckung der Steinschlagbahnen gleichzeitig in der ganzen Breite,
nicht aber in zwei Hälften hergestellt werden. Befinden sich tiefe Löcher oder
Gleise in der Oberfläche, so ist deren Ausbesserung vor dem Aufbringen der
neuen Decke zweckmälsig.
Die Ausführung der Unterhaltungsarbeiten geschieht am besten bei feuchtem
Wetter, also im Herbst oder Frühling. Ob Herbstdecken oder Frühlingsdecken
den Vorzug verdienen, dürfte nicht allgemein entschieden werden können,
sondern von den örtlichen Verhältnissen und den Zufälligkeiten der Witterung ab-
hängen. Erstere leiden, wenn sie noch nicht vollständig fest geworden sind,
durch den Frost und Frostaufgang, letztere durch die Dürre des Sommers.
Bei grolsem Betriebe, insbesondere auch bei der Verwendung von Dampfwalzen,
kann indessen auf die Witterung nicht viel Rücksicht genommen werden, son-
dern man ist genöthigt unter Antuhr gröfserer Wassermengen auch in den
trockenen Sommermonaten die Arbeit fortzusetzen.
Dass in der Ebene Strafsenüberdeckungen ohne Anwendung der Walzen
noch jetzt zur Ausführung gebracht werden, ist nicht anzunehmen. Bei den
berechtigten Anforderungen, welche der gesteigerte Verkehr der neuesten Zeit
an die Stralsen stellt, würde ein solcher Unterhaltungsbetrieb undurchführbar
sein. Die Einführung der Strassenwalzen aber ermöglicht das Verbauen beliebig
grolser oder kleiner Steinmengen in Decken ohne zu erhebliche Belästigung und es
ist hierdurch das Decksystem dem Flicksystem überlegen, bei welchem die Menge
des zu verbauenden Materials eng begrenzt ist. Man wird deshalb auf Stralsen,
welche die Verarbeitung grofser Steinschlagmengen erfordern — vergl. die
Vorschrift über das Einlegen von Decken in der badischen Dienstanweisung —
stets zum Decksystem gelangen müssen. Württemberg!) mag hierfür als Bei-
spiel angeführt werden. Nachdem sich dort — vergl. unter: Materialbedarf
zur Unterhaltung — die Nothwendigkeit heraus oestellt hatte, erheblich gröfsere
Steinmengen zur Unterhaltung der Strafsen zu verwenden, als in den letzten
30 Jahren geschehen war, und aufserdem mit einem Kostenaufwande von
1112000 M. eine aulserordentliche Instandsetzung der Staatsstrafsen durchge-
führt werden sollte, wurde im Jahre 1884 zunächst für die Stralsen von mehr
als mittlerem Verkehr das bisher übliche Flicksystem verlassen und, unter Ein-
führung der Dampfwalzen, der Uebergang zum Decksystem gemacht. Für die-
jenigen Stralsen, für welche die Ueberdeckungsperiode bei Annahme einer
Deckenstärke von mindestens 7 em rechnungsmälsig mehr als 15 Jahr betragen
musste, wurde das Flicksystem beibehalten.
Es ist von grolser Bedeutung, welches Urtheil dert über die gleichzeitig
angewendeten beiden Unterhaltungsbetriebsarten sich heraus bilden wird. Bis-
lang hat sich eine Steigerung der Unterhaltungskosten trotz des besseren Zu-
standes der Stralsen nicht erkennen lassen.
Materialbeschaffung und Materialbedarf. Die Materialanfuhr zum
Stralsenbau soll möglichst früh geschehen, weil nicht zu jeder Zeit Fuhrwerk
und Arbeitskräfte zu haben sind. Am besten und billigsten geschieht dieselbe,
wenn es der Landbevölkerung an Arbeit für ihre Gespanne fehlt, also im Winter
oder zwischen Saat- und Erntezeit. Die Bildung eines sogen. eisernen Vorraths
ist nur da erforderlich, wo die Steinbahn nach dem Flicksystem unterhalten
wird. Derselbe wird entweder auf den Materialbanketts untergebracht oder
auf eigens zu dem Zwecke angelegten Materialplätzen gelagert. Solche sollen
in Baden z. B. in Abständen von 75m bis 90 m neben den Strafsen herge-
stellt werden.
Beim Decksystem ist die Ansammlung von eisernen Vorräthen unvortheil-
haft, weil dieselben ein todtes Kapital bilden und weil die Steine bei längerer
Aufbewahrung sich mit Staub und Schmutz vermischen und von Graswuchs
überzogen werden. Dagegen ist es manchmal empfehlenswerth, die grölseren
Neuüberdeckungen dadurch vorzubereiten, dass man während einiger Jahre die
1) Zeitschr. des hann. Archit- u. Ingen.-Ver. 1880, S. 621.