258 Der Brückenbau.
dem Kräftepolygon 0, 1,2..... 8, 9 zusammen setzen und den Pol desselben in
folgender Weise bestimmen:
Der Symmetrie wegen liegt derselbe nothwendig auf der durch o gezogenen
Horizontalen. Nimmt man ihn nun nach Schätzung in (’an und gelangt damit zu
einem Seilpolygon, welches von c aus durch a statt durch 5b geht, so folgt aus
dem oben angeführten Satz, dass durch den Schnittpunkt d der Seite des Ver-
suchs-Polygons, in welchem a liegt, mit der Horizontalen durch ce, auch die Seite
des gesuchten Polygons gehen muss, in welcher d liegt. Zieht man also b d und
damit parallel im Kräftepolygon 5 C,, so ist C, der Pol des Kräftepolygons,
welcher dem durch ce und 5b gehenden Seilpolygon entspricht.
In Fig. 14 ist der Unterschied zwischen Seilpolygon und Stütz-
linie ersichtlich. Denn während g der Schnittpunkt des Seilpolypons (d.h. der
mit C, 8 im Kräftepolygon parallelen Seite desselben) mit der Basis des Wider-
lagers ist, findet man den entsprechenden Schnittpunkt f der Stützlinie (welcher,
abgesehen von der Wirkung des Erddrucks, für die Vertheilung des Drucks
auf der Basis malsgebend ist), indem man die durch g gehende Seite des Seil-
polygons bis zum Schnitt mit der Vertikalen 9 verlängert und durch den Schnitt-
punkt parallel mit C,9 im Kräftepolygon zieht.
Endlich ist der Erddruck noch, wenigstens für die Widerlager-Basis, berück-
sichtigt. Das Trapez p qum, Fig. 14, stellt die Gröfse des auf das Gewölbe
und Widerlager wirkenden Erddrucks dar und die wagrechte Strecke 9,10 im
Kräftepolygon entspricht derselben. Der Erddruck kann wagrecht in Höhe
des Schwerpunkts S des Trapezes pqnm angreifend gedacht werden. Zieht
man also durch S horizontal bis zum Schnittpunkt A mit der Verlängerung
von ef und dann durch A parallel C, 10 (des Kräftepolygons) so giebt i den
Schnittpunkt der Widerlager-Basis mit der, mit Rücksicht auf den Erddruck
konstruirten Stützlinie.
Will man die Wirkung des Erddrucks auf den ganzen Verlauf der Stütz-
linie verfolgen so muss man das Erddruck-Trapez entsprechend den senkrechten
Lamellen der Gewölbebelastung in wagrechte Lamellen zerlegen und jede der-
selben einzeln in das Kräftepolygon einführen.
Fig. 16. Die Theilung des Gewölbes in Lamellen muss genau ge-
nommen in der Figurenrichtung erfolgen, so dass die in Fig. 15
durch die abwechselnde Schraffirung hervor gehobenen Theile
A des Gewölbes und der Belastung zusammen zu fassen sind. Doch
ist die Ermittelung der Gewichte und Schwerpunkte hier um-
ständlich, so dass man sich in der Regel (wenigstens für das
eigentliche Gewölbe — im Gegensatz zum Widerlager) in der
näherungsweisen Rechnung mit der Annahme senkrechter La-
mellen begnügt.
Sind Gewölbe und Belastung nicht symmetrisch, so ist allgemein die
Aufgabe zu lösen, durch 3 angenommene Punkte ein Seilpolygon zu führen.
Die Lösung, welche Heuser (a.a.0.) hierfür giebt, ist nicht bequem, da
sie meistens zu sehr spitzen, über das Zeichnungsblatt hinaus fallenden Linien-
schnitten führt, welche auch durch die mitgetheilte Hilfskonstruktion nicht in
bequemer Weise beseitigt werden.
Es ist daher die Konstruktion vorzuziehen, welche Puller angegeben hat
und welche im Handbuch der Ingenieur-Wissenschaften (II. 1. S. 62) mitgetheilt
wird, oder die etwas elegantere, ebenda mit-
getheilte, welche auch Stelzel anführt.!)
Die letztere gestaltet sich folgendermafsen::
Wenn, Fig. 16, A, B, C 3 Punkte sind,
durch die die Stützlinie gehen soll, so be-
stimmt man zunächst die Mittelkräfte XKund
K, der zwischen A und C, bezw. (und B
liegenden Kräfte. Dann setzt man diese
% Kräfte, Fig. 17, zu dem Kräftepolygon 012
zusammen und zeichnet 2 Seilpolygone,
Fig. 16.
1) Grundzüge der graphischen Statik, Graz 1882.
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