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Der Brückenbau.
empfiehlt sich die gleichzeitige Aufmauerung des Kernmauerwerks und der Ver-
blendung, da eine innigere Verbindung Beider erzielt wird, als wenn man das
Mauerwerk mit Stockverzahnung herstellt und die Verblendung nachträglich
davor setzt. Eine Ausführung, an welcher bei Hochführung der Verblendung
mit dem Kernmauerwerk eine sehr saubere Arbeit ohne wesentliche Vertheuerung
erzielt wurde, beschreibt v. Fisenne im Wochenbl. f. Arch. u. Ing. (1879, S. 69)
Kann man aus irgend einem Grunde die Verblendung nicht mit hoch führen;
so bietet die Riemchen-Verblendung, Fig. 69, den Vor-
theil, dass der nachträglich zu mauernde Theil möglichst
eingeschränkt wird. Der Kubikinhalt und also die Kosten
der theuern Verblendsteine werden auch thunlichst
gering. Man könnte hierbei im Aeusseren einen Ver-
band von lauter Läufern darstellen, man wählt indessen
meistens das Gegentheil, d. h. einen solchen von lauter
Köpfen (anscheinend also Bindern).
Da nicht darauf zu rechnen ist, dass die Verblendung zur Standfähigkeit
des Mauerwerks viel beiträgt, so können Hohlsteine zur Anwendung kommen.
Bei Strassen-Unterführungen in Städten, bei denen man eine dauernd saubere
Erscheinung der Mauerflächen erhalten, beziehungsweise die Möglichkeit haben
will, sich ansetzende Unreinlichkeiten durch Waschen zu entfernen, empfehlen
sich porzellanartige Steine, deren Masse vollständig gesintert ist. — Musterungen
der Mauerflächen stellt man durch glasirte Steine her. In dieser Weise sind
viele Strassen-Unterführungen der Berliner Stadtbahn verblendet.!)
Fig. 69. Fig. 70.
IV. Ausführung der Gewölbe.
a. Lehrbögen.
Die sorgfältige und zweckmässige Konstruktion und Behandlung der Lehr-
gerüste ist eine Grundbedingung für das Gelingen des Gewölbebaues. Man
sollte daher den Entwurf des Lehrgerüsts stets als zum Entwurf der Brücke
gehörend betrachten und ihn nicht dem Unternehmer oder der „Ausführung“
überlassen, während welcher es oft an Zeit und Kräften für einen sorgfältigen
Lehrgerüst-Entwurf gebricht.
Wegen der statischen Berechnung der Lehrgerüste verweisen wir auf Th. I.
dıeses Handbuchs. Es ist jedoch zu beachten, dass eine genaue Ermittelung
der in den Theilen der Lehrgerüste auftretenden Spannungen wegen der Mehr-
fachheit der Systeme, die zur Anwendung zu kommen pflegen und des mehr
oder weniger provisorischen Charakters der Ausführung im allgemeinen kaum
möglich ist.
Gerade deshalb, und weil starke spezifische Spannungen in den Hölzern des
Lehrgerüsts erhebliche Zusammendrückungen und Setzungen, welche man, wenn
irgend thunlich, vermeiden oder doch auf das geringste Maass beschränken sollte,
zur Folge haben, thut man gut, trotz der nur kurzen Zeit der Inanspruchnahme
der betreffenden Hölzer, mit niedrigen Koeffizienten zu rechnen. Wir empfehlen,
nicht über 70kg für Zug und Druck hinaus zu gehen.
Grosse Sparsamkeit und Knappheit in den Lehrgerüsten macht
sich schlecht bezahlt. Dagegen kommt es sehr daraufan, die zur
Verwendung kommende Holzmasse zweckmäflsig anzuordnen und
zu vertheilen. ;
!) Die Steine kommen in den beiden Grössen, Fig. 70 zur Anwendung. Das Tausend
der 3cm starken, so gen. !/; Steine kostete frei Baustelle 130 M., das Tausend der 9,5 cm starken,
so gen. 3/s Steine 300 M Von einer anderen Fabrik wurden sie 2 und Tem stark zu 115 und 185 M.
bezogen. Die Ansichtsflächen haben gebrochene Kanten von 2mm Kathete und vollständig
glatter und gesinterter Oberfläche. Alle übrigen Stoss- und Lagerflichen sind behufs besseren
Haftens des Mörtels kreuzweise aufgekratzt oder geriffelt. Für die Ansichtsfläche war zur Be-
dingung gemacht, dass Dintenfleeke nur oberflächlich haften, so’ dass sie durch einfaches Wase
mit Wasser zu beseitigen sind. 1qm solche Verblendung herzustellen, kostete ausschliesslich
Zement 8M. Rechnet man noch für 1 qm 15kg Zement zu 3,92 M. pr. 100 kg, so kostet 1 qm dieser
Verblendung Alles in Allem:
22,93 + 8,00 + 0,59 = 31,52 M. beziehungsweise:
16,00 + 8,00-+ 0,59 =.24,59 M.
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