Full text: Erdarbeiten; Strassenbau; Brückenbau (Abtheilung 3, 4. Heft)

  
   
304 Der Brückenbau. 
Will man nun zur Konstruktion des Lehrgerüstes schreiten, so hat man 
zu beachten, dass (nach den obigen Erörterungen) der Theil des Gewölbes 
dessen Fugen mit dem Horizont einen Winkel bilden, der kleiner als der 
Reibungswinkel von Stein auf frischem Mörtel ist, keines Lehrgerüsts bedarf. 
Dieser Umstand scheint schon den alten Römern bekannt gewesen zu sein. 
Rondelet (l’art de bätir), nach diesem Emy und weiter Morandicre, theilen 
ein altes römisches Lehrgerüst, Fig. 71, mit, welches erst über Höhenlaoe des 
Fig. 71. Fig. 72. 
  
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Reibungswinkel beginnt. Vortretende Wölbsteine zur Unterstützung des Gerüsts 
finden sich beim Pont du Gard und bei der Cestius-Brücke in Rom 280 u.25 9 
über den Kämpfern. 
Fig. 74. Dieses Vorstrecken 
von Gewölbesteinen 
zum Tragen des 
Lehrgerüsts findet 
sich bei neueren 
Bauwerken selten. 
Ein Beispiel ist der 
Aquädukt bei Sima 
(Spanien), Fig. 721), 
Wohl aber lässt 
man das eigentliche, 
durch allmähliche 
Senkung zu lösende 
Lehrgerüst erst da beginnen, wo das Gewölbe 
zu drücken anfängt. Beispiele: Fulda-Br. b. 
Kragenhof (Z. f. Hann. 1858), Striegisthal-Via- 
dukt (Z. f. B. 1869), Ruhr-Viadukt d. Rh.-E. b. 
Herdecke (Z. f. Bauk. 1881), Fig. 73, und Ilm- 
Viadukt bei Weimar, Fig. 742). Bei letzterem 
beginnt das eigentliche Lehrgerüst etwa bei 
einem Fugenwinkel von 30°. Gesprengte 
Lehrgerüste finden ihre Unterstützung häufig 
auf den Kämpfergesimsen, auf eigens dazu 
herausgestreckten Steinen am Kämpfer oder 
den Pfeilern oder endlich auf Eisenbahn- 
schienen, die durch die Pfeiler gesteckt 
werden (Aulne-Viadukt — Viadukt der Fisch- 
bachbahn). 
Die Binder der Lehrgerüste, abgesehen von 
ganz kleinen, die als volle Bretttafeln gebildet werden, sind Fach- 
werksysteme deren Knotenpunkte bisweilen durch Vermittelune 
von Pfetten die parallel zur Gewölbestirn liegenden Kranzhölzer 
aufnehmen, welche ihrerseits wieder die Schalung tragen. Auf die Eintheilune 
der Fachwerks-Knotenpunkte (Bestimmung der Länge der Kranzhölzer) ist das 
Zunehmen der Gewölbelast vom Kämpfer nach dem Scheitel von Einfluss. Dem- 
     
   
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I) Nach Rziha, E. U. u. O.B. I. 8. 198. 
®) Nach Z. f. Hann. 1881. Bl. 855. 
     
       
  
    
  
     
     
  
  
  
  
   
    
   
     
  
  
  
  
  
   
    
  
    
    
  
  
  
  
  
  
   
  
	        
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