310 Der Brückenbau.
So weit zu gehen, empfiehlt sich nun freilich nicht, da hierdurch genügende
Steifigkeit nicht erreicht werden kann. Doch wird andererseits, wenn man bei
gewöhnlichen Fachwerks-Konstruktionen einen Bohlen- oder Bretterkranz mit
stehenden, durchweg in Verband gelegten Brettern an-
wendet, während man in der statischen Rechnung ein-
| fache, an den Enden frei aufliegende Kranzbalken
7 annimmt, der Steifigkeit des Gerüsts ein nicht un-
* wesentlicher Faktor ohne nennenswerthe Kosten hin-
> 7 zugefügt. —
IT SG: Das Ausrüsten, d. h. das Entfernen der Lehrbögen
I nach erfolgtem Gewölbeschluss geschah früher in ur-
IDß wüchsiger Weise, indem durch Herausschneiden oder Durchhauen
P einzelner Hölzer die im Lehrbogen vorhandene Spannung aufgehoben
wurde. Beispiele: Loing-Brücke zu Nemours (Morandiere) und in
neuerer Zeit noch Neisse-Viadukt bei Görlitz (Z. f. B. 1855). Man
hat auch Klötze (Würfel) von Weichholz unter die Lehrgerüste gestellt,
von denen dann allmählich so viel weggehauen wurde, bis sie kippten.
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Diese Verfahren sind indess, da sie Erschütterungen des Ge-
wölbemauerwerks befürchten lassen, welche durchaus vermieden
werden müssen, zu verwerfen. Sie kommen auch heutzutage wohl nicht mehr
zur Anwendung.
Dagegen ist das Ausrüsten mit Hilfe von Doppelkeilen noch ver-
breitet und bei kleineren Brücken etwa bis 10m Weite auch empfehlens-
werth. Es kann bei sachgemässer Anordnung der Keile und vorsichtigem Ver-
fahren beim Ausrüsten wohl auch noch bei grösseren Weiten mit gutem Erfolg
angewendet werden; doch sind die neueren, vollkommneren Methoden, welche
demnächst erwähnt werden, vorzuziehen. Die Steigung der Keilflächen könnte
so steil gewählt werden, dass die Reibung eben ausreicht, um ein selbständiges
Gleiten der beim Ausrüsten in Bewegung gesetzten Konstruktion zu verhindern.
u Da die Bewegungsreibung von Holz auf Holz
ee Ei ot 0,3 beträgt, würde eine Neigung von etwa 1:35
Kst en flach genug sein. Es liegt aber hierbei noch
na Be
Ir | _ die Gefahr vor, dass einzelne Keile, die viel-
ga S FE leicht zufällig keinen starken Druck haben,
nsms#E 8 beim ersten Anschlagen heraus fliegen. Je
<E; 7 flacher die Neigung genommen wird, um so
an | allmählicher kann das Ausrüsten erfolgen. Doch
a = Fer wächst hiermit die Länge der Keile. Man wird
sie daher nicht gern flacher machen als nöthig. Steiler als 1:4 wird man im
allgemeinen nicht gehen. Flacher als 1:6 zu gehen, dürfte kaum Veranlassung
vorliegen, Fig. 86. Zu vermeiden ist (was die Unternehmer gern thun, um an
Holz zu sparen), die Keile an ihrem dünneren Ende nahezu in eine Schneide aus
laufen zu lassen. Die mit dem Ausrüsten betrauten Arbeiter können dann nicht
mehr mit Ruhe und Sicherheit gegen die Kopffläche der Keile schlagen, nament-
lich, wenn diese zufällig gegen die Hinterfläche des andern Keiles zurücktritt,
Fig. 87. Man sollte also die Kopffläche der Keile nicht niedriger als 5 Cın machen.
Auf die Keile darf keine zu grosse spezifische Last kommen, da sie sich
sonst in die Langhölzer einpressen und dieserhalb eine grosse Kraftanstrengung
beim Ausrüsten erfordern, welche ruckweises Sinken des Lehrgerüsts zur Folge
haben kann. Gut wäre es, um das Einpressen ganz unschädlich zu machen,
wenn auf den oberen Keil ein gehobeltes Brettstück, Fig. 88, von der Grösse
des Keils gelegt würde. Es ist zweckmäfsig, die Keile aus hartem Holz
(Eichenholz) zu machen.
Die Keile müssen so liegen, dass die Arbeiter mit ihren Schlägen bequem
zukommen und ausholen können.
Wenn diese Regeln beachtet werden und bei dem Ausrüsten gute Aufsicht
herrscht, kann mit Keilen bei kleineren Brücken sehr wohl gleichmässig und
ohne Stösse ausgerüstet werden. Es dürfte dann kaum nöthig sein, wie von
Manchen empfohlen wird, die Keile zu schmieren.