356 Der Brückenbau.
3ei b, ce und d ist noch zu unterscheiden, ob das Wasser durch die Aus-
spa arungen der Pfeilerübermauerung geführt wird oder nicht.
Die Stellen des Mauerwerks, wo das Wasser hindurch geführt wird, sind
ganz besonders dem Nasswerden ausgesetzt. Es empfiehlt sich daher, die Zahl
derselben möglichst einzuschränken. "Auf die sonstigen Mittel, um das Mauer-
werk hier zu schützen, kommen wir demnächst zurück. ')
Was die Ausführung der Gewölbeabdeckung anbetrifft, so
werden die Gewölbe (mit Ausnahme ganz kleiner Bauwerke) meist mit ein
oder 2 Ziegelflachschichten, die man in Zementmörtel verlegt, abgedeckt. Die
Unebenheiten des Gewölberückens werden hierdurch ausgeglichen, eine glatte
Fläche für den Wasserabfluss wird bereitet. Auch kann schen ein gewisser
Grad von Wasserdichtigkeit erzielt werden, der bei kleineren Bauwerken und
bei durchlässigem Hinterfüllungsmaterial, welches dem Wasser schnellen
Abzug gewährt, vielleicht genügt.
In der unteren Ziegelflachschicht hat man quer zur Brückenaxe kleine
Kanäle (7,5 cm im Quadrat) angeordnet, welche an beiden Brücke ustirnen nit
der Luft in Verbindung stehen und so das Austrocknen des Mauerwerks
fördern. Auch hat man solche Kanälchen parallel zur Brückenaxe oder diasona ul
angeordnet und ihre unteren Enden durch Querkanäle mit den Haupt-Entwässe-
rungsanlagen der Brücke in Verl biudinge gebracht. Sie sollen dazu dienen,
Wasser, welches etwa durch die obere Flachschicht durchsickern möchte, auf-
zufangen und abzuleiten, ehe es in's Gewölbe dringt.
Der Austrocknung dient die bei der Berliner Stadtbahn zur Anwendung
gekommene Abdeekune mit einer Schicht aus Hohlsteinen, welche der Länge
nach mit 2 Löchern versehen sind und so verlegt wurden, dass die Löcher von
einer Viadukt-Stirn bis zur andern durchgehen.2)
Im allgemeinen genügt die Zäegelflachschichten- Abdeckung nicht, um das
Gewölbe gegen Wasser zu schützen. Es muss vielmehr noch eine wasserdic hte
Decklage aufgebracht werden. Hierzu ist eine Menge verschiedener Stoffe
zur Anwendung gekommen, von denen wir die wichtigsten nennen:
Putz von Zement- oder Trassmörtel. Er muss, Br das Setzen
der Gewölbe beendet ist, mit fettem Mörtel (Zement-Sand 1:2 besser unt«
Zusatz von etwa \/, Theil Rn le und so ge genässt,
oder nass erhalten wer den, bis er vollständig er rhärtet ist. Osthoff: 3) empfie
zu diesem Zweck, die Zementmörtelschicl ıt, nachdem sie angezogen hat, mit ei
Brei aus reinem Zement und Wasser zu übergiessen®) und dann mit 2 Zie
flachschichten in schwach hydraulischem, sehr nassem Mörtel zu übermauern
Bei sehr sorgfältiger Ausführung kann der Zement- oder Trassputz seinen
Zweck erreichen; ein zu nasses Anmachen des Mörtels ist jedoch immer schädlich.
Aber selbst bei kleinen Ausführungsfehlern ist ein outer Erfolg nicht immer
erwarten, da, abgesehen von der nicht zweifelfreien Wasserdichtigkeit des
Zement- und Trassmörtels®), die Gewölbe auch nach vollständiger Beendigung
„Setzens“ fortwährenden Bewegungen in Folge der Temperaturänderungen
und der Erschütterungen beim Befahren der Brücken ausgesetzt sind. Die Putz-
schicht bekommt Risse und das Wasser findet seinen Weg in das Mauerwerk.)
I
er
zu
1) Ein neueres Beispiel der Entwässerung durch die Stirnmauer bieten die Fluthöffnungen
der Brücke über die Norder Elbe bei Hamburg (2. f. B. 1890).
2) Z.f. B. 1884. Sp. 19.
8) Z. d. Arch. u. Ing.-Ver. zu Hann, 1877. S. 175.
4) Gegen die Verwendung von reinem a sind wegen der Gefahr des Treibens, bezw.
bei der schon in Folge des Abbindens vor sich gehenden kleinen Volumenänderungen grund-
sätzliche Bedenken zu erheben.
5) Nach Dyckerhoff (D. Bztg. 1882, S. 434) war bei angestellten Versuchen Mörtel aus
1 Th. Zement und 1 Th. feinem Grubensand wasserdicht, desel. Mörtel aus:
1 Th. Zement 2 Th. Feinsand !/s Th. Kalkteig.
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10% 0 2,
Mörtel aus 1 Th. Trass 1 Th. Beckumer Wasserkalk 1 Th. Sand liess nach 7 Tagen Erhärtung
zeit noch Wasser durch.
6)In der D. Bztg. 1878. S.511 habe ich die Hoffnung ausgesprochen, dass es möglich sein
werde, mit undurchlässigen Steinen und Zemeutmörtel ohne weitere Abdeckung wasserdichte
Gewölbe herzustellen. Nach meinen neueren, beim Bau der Berliner Stadteisenbahn ge-
wonnenen Erfahrungen, kann ich diese Ansicht allgemein nicht aufrecht erhalten. Nur
einzelnen Gewölben, bei denen das durchsickernde Wasser schnell hinter die Widerlage
abziehen kann, dürfte es vielleicht möglich sein, ohne besondere Abdeckung auszukommen.