Der Brückenbau.
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architektonische Lösung in dieser Hinsicht zei
Orb bei Beziers in Süd-Frankreich.!)
Da es schwerlich gelingen wird, das gesammte Brückenmauerwerk wasser-
undurchlässig zu machen, so sind besondere Vorkehrungen zu treffen, um das
Eindringen des Wassers in das Mauerwerk zu hindern.
Brindley wendete zu diesem Zweck einen Thonschlag (puddle) an, welchen
er aus einer Mischung von Thon und Sand herstellte und in halbflüssigem
Zustande sorgfältig mit dem Spaten umstechen und durcharbeiten liess. Das
Aufbringen erfolgte in 3 oder mehr Lagen bis zu einer Gesammtstärke von
0,9m, wobei darauf gesehen wurde, dass sich jede Lage gut mit der darunter
liegenden verband. Obenauf pflegte eine Lage gewöhnlichen Bodens gebracht zu
werden. Der Thonschlag wurde auch an den Stirnmauern herauf gezogen und
nach dem Kanal zu durch eine schwache, im Thonschlag stehende Futtermauer
abgeschlossen. Diese Art der Dichtung bewährt sich überall, wo der Thon
nicht dem Frost und dem Trockenwerden ausgesetzt ist. Sie wird: dort weniger
zu empfehlen sein, wo man wegen der Strenge des Winters das Bauwerk von
Wasser zu entleeren sich genöthigt sieht.
Später hat man vielfach Zementbeton und Zementputz zur Dichtung des
Kanalbettes angewendet. Besonders in Frankreich ist diese Ausführungsart
verbreitet. Als ganz sicheres Mittel zur Erlangung der Wasserdichtigkeit kann
sie indess nicht immer bezeichnet werden. Sehr lehrreich ist in dieser Hinsicht
die bereits oben (in d. Anmerk.) erwähnte Kanal-Brücke von Tranchasse. Sie
zeigte in Folge der Anwendung von Mörtel geringer hydraulischer Eigenschaften
und nicht wetterbeständigem Steinmaterial bald nach der Fertigstellung starke
Durchnässungen, welche von Jahr zu’ Jahr zunahmen und bereits 11 Jahre nach
der Vollendung?) eine umfangreiche W iederherstellung nothwendig machten,
deren Kosten sich auf etwa 49000 M. beliefen. Es wurde dabei Granitbruch-
stein und Vassy-Zement-Mörtel in starken Mischungsverhältnissen verwendet
und mit der grössten Sorgfalt gearbeitet. Die Sohle des Kanals wurde mit
einer 0,06 m starken Zementmörtelschicht überzogen; die Uferwände erhielten
zwei je 0,03m starke Mörtelschichten als Ueberzug. Der Erfolg war im allge-
meinen zufriedenstellend; doch wurde eine vollkommene Dichtigkeit und Undurch-
lässigkeit in allen Theilen des Bauwerks nicht erreicht. Namentlich im Winter
öffneten sich schwache Risse über einzelnen Pfeilern, welche sich allerdings
im Sommer wieder schlossen. Als Mittel, vollkommne Dichtigkeit des
Kanals auf Brücken zu erreichen, scheint hiernach nur der Ueberzug mit einer
elastischen Masse zu bleiben, welche den Bewegungen des Mauerwerks folgen
kann. Dieser Erfolg scheint bei der Kanal-Brücke von Gu6tin erreicht zu sein.
deren Kanal mit einem Asphaltüberzug versehen wurde.3)
Auch bei der in den Jahren 1839—-45 hergestellten Ueberführung des
französischen Südkanals über die Garonne bei Agen wurde so verfahren. Diese
Kanal-Brücke hat 23 Korbbögen, 20 m weit bei 8m Pfeilhöhe und 1,1m Schluss-
steinstärke. Die Bögen sind mit einer 0,3 m starken Betonlage bedeckt, welche
das an der Sohle 7,59 m, am Wasserspiegel 849m breite Kanalbett aufnimmt.
‚Jede Kanalwand hat bei 22m Höhe 0,45 m Böschung. Die Wand ist an der
Kanalsohle 2,105m stark. Die Kanalwände sind mit Ziegeln bekleidet und
diese, sammt der Kanalsohle, zum Schutz gegen das Durchdringen des Wassers
mit aus Seyssel-Asphalt bereiteter, 0,14 m bezw. 0,02m starker Bitumenlage
bekleidet. Gegen den Stoss der Fahrzeuge werden die Wände durch 0,l1m
starke Vorsetzer geschützt, welche in eine auf der Kanalsohle liegende Schwelle
eingezapft und oben durch einen Holm verbunden sind, der mittels Bolzen
an den Decksteinen der Wände befestigt ist. 4)
Da das Heraufziehen von Asphalt an senkrechten Wänden schwierig ist,
so dürften sich zur Bekleidung der Kanalbetten auf Brücken besonders die
Asphaltplatten eignen. Des Schutzes gegen Beschädigungen bedürfen diese
Platten ebenso sehr wie die Asphaltlagen. Man könnte sie mit Ziegeln über-
t die Kanal-Brücke über den
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1) Nouv. ann. 1857. Bl. 59/60 und Handb. d. Ing. Wissensch. II. 2. Bl. 49.
2) Erbaut 1829 bis 34, wiederhergestellt 1845.
®) Ann. des p. et ch. 1849. 11..8. 45.
*) A.B. 2.1875. S.75 (Heinzerling) und A.B. Z. 1845. S. 180.