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Die Maschinen und ihre Sondereinrichtungen.
die Ventilrolle um h gehoben ist, und zwar durch den schon eingeschalteten Rück-
‚ärtsnocken. Nach Zurücklegen des Vorausströmungswinkels «& gelangt die Rolle
auf die Rast der unrunden Scheibe, das Auslaßventil schließt bei aufwärtsgehendem
Kolben,und im Zylinder wird verdichtet, bis das Anlaßventil in dem Punkt öffnet,
der bei Umsteuerung aus der Stopplage heraus dem Schluß der Anlaßfüllung ent-
sprechen würde. Die in den Zylinder einströmende Druckluft wird durch das Anlaß-
ventil zurückgeschoben, worauf sich nach Schluß des Anlaßventils in oder nahe der
oberen Totlage — sonst Beginn der Anlaßfüllung — die im Verbrennungsraum
zurückgebliebene Druckluft ausdehnt, bis in der Nähe der unteren Totlage das Einlaß-
ventil im Schlußpunkt des Nachöffnens öffnet. Während der beiden folgenden Hübe
wird die Anlaßluft in den Einlaß zurückgeschoben und Abgase werden aus dem
Auslaß angesaugt. Die beschriebenen Vorgänge beginnen in der unteren Kolben-
totlage wieder, wenn bis dahin die Drehrichtung sich nicht geändert hat. Während
dieser Zeit haben die Anlaufkurven der Nocken für den Ablauf, und umgekehrt,
gedient.
Im Gegensatz zur Dampfmaschine, bei der durch Einstellung des Umsteuer-
hebels zwischen Mittel- und Endlage die Dampfverteilung der Belastung angepaßt
wird, befindet sich der Umsteuerhebel der Verbrennungskraftmaschinen stets in
einer der Endlagen, da sämtliche Ventile unveränderlich gesteuert und nur Brenn-
stofförderung und Nadelhub — aber unabhängig von der Umsteuerung — geregelt
werden. Überfahren der Stopplage mit dem Steuerhebel, bei Dampfmaschinen zum
Zwecke des Gegendampfgebens in Gebrauch, ist bei Verbrennungskraftmaschinen
durch Verriegelung der zu verstellenden Teile nur bei ausgeschalteter Brennstoff-
pumpe möglich.
Die Umsteuerung muß folgende Vorgänge ermöglichen: 1. Stillsetzen der Ma-
schine durch Außerbetriebsetzen der Brennstoffventile und Abschalten der Brenn-
stoffpumpe, 2. Umstellen der Steuerung für eine der bisherigen entgegengesetzte
Drehrichtung, 3. Einführung der Anlaßluft, 4. Außerbetriebsetzen der Anlaßventile
und Inbetriebsetzen der Brennstoffventile.
Konstruktiv wird die Aufgabe gewöhnlich durch Anordnung zweier Verstell-
vorrichtungen gelöst, die vom Maschinisten zu handhaben sind und von denen eine
die Anlaßluft steuert, die andere die Steuerung der Ventile umlegt. Beide Verstell-
vorrichtungen werden zur Vermeidung von Bedienungsfehlern derart gegeneinander
verblockt, daß der Anlaßhebel nur in einer der Umsteuerungsendlagen, der Umsteuer-
hebel nur in der Haltstellung des Anlaßhebels verstellt werden kann. Die Brenn-
stoffpumpen sind bei der Haltstellung des Anlaßhebels abgeschaltet und geben erst
Brennstoff bei dessen Umlegen auf Betrieb, wobei die Anlaßluft ausgeschaltet ist.
(S. 8. 213.)
In großen Anlagen wird die Umsteuerung maschinell — durch Druckluft oder
elektrisch — verstellt; gegen die Druckluft-Verstellung wird geltend gemacht, daß
der Druckluftbedarf, der gerade beim Manövrieren besonders ansteigt, durch die
Druckluftsteuerung noch weiter vermehrt werde, der Druckluftvorrat bedeutend ab-
nehme.
Die Maschinen werden gruppenweise umgesteuert, so daß z. B. bei Sechszylinder-
maschinen zuerst die eine aus drei Einzelmaschinen bestehende Gruppe von Anlaß
aut Betrieb umgeschaltet wird, während die zweite Gruppe noch Anlaßluft erhält.
Das bei gleichzeitigem Umschalten sämtlicher Zylinder namentlich im Falle geringer
Schwungradmassen mögliche Stehenbleiben der Maschine wird dadurch verhindert.
Ausführungsformen. Diese stimmen grundsätzlich für Viertakt- und Zwei-
taktmaschinen überein, ein Unterschied ist praktisch dadurch gegeben, daß die
kleinere Ventilzahl bei Zweitaktmaschinen mit Schlitzspülung noch Anordnungen
gestattet, die bei ihrer Übertragung auf die Viertaktmaschine zu verwickelt würden.