Zylinder, Laufbuchse und Deckel. 291
beanspruchungen als die der Viertaktmaschinen ausgesetzt sind, wird maßgebend
von der Art der Spülung: ob Schlitz- oder Ventilspülung, bestimmt. Im letzteren
Falle sind außer Brennstoff-, Anlaß- und Sicherheitsventil noch die Spülventile im
Deckel unterzubringen, die an Stelle von Einlaß- und Auslaßventil der Viertakt-
maschine treten, so daß die Bauart nicht vereinfacht ist. Abb. 179 zeigt ein einziges
Spülventil, das konzentrisch das Brennstoffventil umgibt. Bei Schlitzspülung sind
nur die genannten drei Ventile, von denen das Sicherheitsventil häufig mit dem
„Dekompressions-“ oder Entspannungsventil kombiniert ist, im Deckel symmetrisch
anzuordnen. Die mustergültige Bauart von Gebr. Sulzer ist weiter unten angegeben.
Besonders hohe Anforderungen an Entwurf und Herstellung stellen die Boden-
deckel doppeltwirkender Vier- und Zweitaktmaschinen, da die Durchführung der
Kolbenstange den für die Ventile verfüg-
baren Raum sehr beschränkt, Ausfüh- N
rungen siehe Abb. 238, 239 und 253.
Ausführungsformen. Bei großen Vier-
taktmaschinen vermeiden die Deutschen
Werke, Kiel, das Auftreten von Guß-
spannungen bei der Herstellung und von
Wärmespannungen im Betrieb dadurch,
daß nur die beiden ebenen Wände des
Deckels mit den sie verbindenden Ventil-
pfeifen in einem Stück gegossen werden,
das von einem zylindrischen Mantel um-
schlossen wird, der aus einem über einen
Halbkreis und zwei je über einen Viertel-
kreis sich erstreckenden Teilen besteht.
Diese letzteren werden über Ein- und Aus-
laßrohr, die mit dem Kernkörper zu-
sammengegossen sind, geführt und gegen
diese Rohre durch Stopfbuchsen abge-
dichtet. Der von dem Mantel unabhängige
Kernkörper kann sich leicht den jeweiligen
Temperaturen entsprechend dehnen.
Abb. 335, Bauart der MAN. Der
Deckelraum ist durch eine Wand in zwei Abb. 335. Bauart des Zylinderdeckels der MAN,
Teile zerlegt, das Kühlwasser tritt an Augsburg.
8 Stellen des Umfanges vom Zylinder-
mantel her ein, strömt der höchstbeanspruchten Stelle, der Brennstoffventilpfeife
mit wachsender Geschwindigkeit zu und tritt von hier durch zwei Öffnungen
zwischen Brennstoffventil- und Ein- und Auslaßventilpfeife in den oberen größeren
Deckelraum über. Das Kühlwasser wird sonach zwangläufig am Deckelboden ent-
lang geführt, wobei nach 8. 66 die größere Wassergeschwindigkeit einen stärkeren
Wärmeübergang verursacht. Über dem Auspuffrohr tritt das Wasser aus.
Abb. 336, Bauart Krupp Germaniawerft. Dem Deckel ist ein „Wärme-
schild‘“ so vorgelagert, daß auch der obere nicht gekühlte Teil der Laufbuchse vor den
hohen Temperaturen geschützt wird. Der Wärmeschild, der beispielsweise bei 650 mm
Zyl.-Dmr. eine Wandstärke von 15 mm und eine lichte Höhe von 57 mm hat, wird
infolge dieses engen Querschnittes vom Wasser mit großer Geschwindigkeit durch-
strömt, wodurch das Ansetzen von Ablagerungen erschwert wird. Das Wasser wird
durch die Anker zu- und abgeführt. Die Wasserkammer ist leicht auswechselbar, hat
aber den Nachteil, durch ihre Aussparungen für die Ventile den Verbrennungsraum
zu zerklüften. Die Anordnung ermöglicht, bei Zweitaktmaschinen mit Ventilspülung
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