8S-
bei
ıen
\n-
so
Vorrichtungen zum Andrehen und Anlassen. 437
bemessen und seine Federbelastung so eingestellt, daß sich das Anlaßventil erst bei
einem Druck im Zylinder von 20 kg/cm? und weniger öffnen kann. Bei Drucken über
20 at bleibt sonach das Ventil geschlossen. Diese Wirkungsweise gestattet, neben der
Anlaßluft auch Brennstoff in den Zylinder zu geben, und da die Zündungen sehr schnell
einsetzen, so wird das Anfahrdrehmoment dadurch wesentlich vergrößert. Abb. 518
zeigt das entstehende Diagramm; nach der ersten Zündung wird noch Druckluft
zugeführt, sobald der Ausdehnungsdruck unter 20 at sinkt. Das Diagramm ist be-
deutend größer als das bei Anlaßluftbetrieb oder Brennstoffbetrieb allein entstehende
Diagramm.
Da die bei Schifismaschinen in der Anlaßleitung aufgetretenen Explosionen auf
das Eindringen von Öl, das sich auf dem Zylinderdeckel während des Betriebes
stets ansammelt, in das Anlaßventilgehäuse zurückgeführt werden, so ordnet die
Germaniawerft auf dem Deckel um die Pfeife für das Gehäuse eine Rinne an, die das
Öl sammelt und ableitet. Diese Sicherheitsmaßnahme erübrigt sich, wenn der An-
schlußflansch für die Anlaßluft an dem hochgezogenen Ventilgehäuse sitzt, die Luft
also nicht wie in Abb. 517 durch den Deckel in den Zylinder gelangt.
Die Anlaßventile der Dieselmaschinen stellen eine Vereinigung der oben be-
sprochenen Steuerungs- und Rückschlagventile dar, so daß hier nur eine doppelte
Abdichtung — am Ventil selbst und am Absperr-
ventil der Anlaßflasche — gegeben ist. Da Undicht- *g/em?
heiten des Anlaßventils zu den gefährlichsten Folgen A
führen können — durch Verursachen von Überver-
diehtungen und heftig verlaufenden Verbrennun-
gen —, die seltenere Betätigung dieser Ventile aber, 3
besonders da sie stets nach innen öffnen, leicht 20
Festsetzen und Undichtwerden veranlaßt, so soll 15
35
30
es namentlich bei Schiffsmaschinen möglich sein, BE
sie auch während des Betriebes auf ihrem Sitz zu 5
drehen. ; ne
Ventilsitz und Gehäuse werden in Gußeisen, Abb. 518. Anlaßdiagramm
Ventil mit Spindel aus Stahl hergestellt. Der Sitz der Friedr. Krupp-Germaniawerft.
wird kegelig mit 30 bis 40° Neigung gegen die Wage-
rechte ausgeführt. Der Durchmesser des Ventils wird zu !/; bis !/,, des Zylinder-
durchmessers, der Hub zu '/, bis !/;, des Ventildurchmessers gewählt. Zu kleine Ven-
tile verlängern die Anfahrzeit und erschweren den Eintritt der ersten Zündung in-
folge des starken Auskühlens des Zylinders. Bei dem häufigen Manövrieren der
Schiffsmaschinen können durch das Auftreffen der kalten Anlaßluft auf die noch
hocherhitzten Zylinderwandungen Risse in diesen entstehen. Die Deutschen
Werke schalten deshalb in die Auspuffleitung Luftvorwärmer aus Gußeisen ein,
die von der Anlaßluft in vielen Windungen durchströmt werden. Durch die hierbei
stattfindende Erwärmung auf etwa 250° C wird der Baustoff geschont, an Anlaßluft
gespart und die Zündung erleichtert.
Vermeidung der Abkühlung der Deckel- und oberen Laufbüchsenflächen wird
auch durch die Anfahreinrichtung der Atlas-Diesel-A.-G. erreicht, wobei die Anlaß-
luft auf die untere Kolbenseite geleitet wird. Zu diesem Zweck ist der Zylinder unten
abgeschlossen, die Kolbenstange wird durch eine Stopfbuchse im unteren Deckel ge-
führt. Kolbenschieber, die beim Anfahren gesteuert werden, führen bei Aufwärts-
gang des Kolbens die Druckluft ein, die bei Abwärtsgang ausströmt, so daß auch
Viertaktmaschinen im Zweitakt angelassen werden. Anfahrventile im oberen Deckel
fallen fort. S. auch 8. 231.
Statt des Druckluftantriebes der Anlaßventile sind auch Öldrucksteuerungen
verwendet worden.