I. Einleitung.
Seit dem Erscheinen des zweiten Beitrages zur Binnenconchylienfauna
des Miocäns von Oppeln in diesen Mitteilungen Nr. 18 (Dezember 1902) sind
noch öfters Sendungen von Oppeln im Museum eingetroffen, welche es er-
lauben, hier nachträglich einige Vervollständigungen und Ergänzungen zu der
schon von dort bekannt gewordenen ansehnlichen Binnenconchylienfauna zu
geben. Vor allem gelang es aber der Aufmerksamkeit und Sorgfalt des Bruch-
meisters Herrn Lellek eine, wenn auch kleine, so doch recht interessante
Suite von Säugetieren in den gleichen Schichten nach und nach zu sammeln,
deren gütige Bestimmung ich Herrn Dr. M. Schlosser in München verdanke.
Neben den Säugetieren fanden sich auch Schildkrötenreste, die Herr Baron
von Reinach als zur Gattung Ocadia gehörig erkannte. Die Testudiniden-
gattung Ocadia ist heute nur durch eine einzige Art in China vertreten.
Mehrere fossile Formen derselben fanden sich aber im Oligocän und Miocän
Englands, Frankreichs, Deutschlands und der Schweiz. —
Einige zerbrochene, pneumatische Knochen deuten auf fossile Vögel,
liefßen jedoch bisher, wegen zu mangelhafter Erhaltung, keine sichere Bestim-
mung zu. Zwei kleine procoele Eidechsenwirbel waren desgleichen noch nicht
generisch zu deuten; da Zygosphen und Zygantrum fehlen, gehören sie keinen-
falls zu einer Schlange. — An Pflanzenresten lieferte der Ton von Oppeln
bisher sehr wenig, unter den Kieselhölzern ist das längst bekannte Rhizoden-
dron oppoliense Göpp. wohl sicher eingeschwemmt und gleicht nach Potonie
sehr dem mit Alsophila verwandten, im Gault von Ohley bei Dörnten
gefundenen großen Farnstamm, der im Roemer- Museum aufbewahrt wird.
Daneben finden sich aber noch andere verkohlte Holzreste, sowie in der Struk-
tur ausgezeichnet erhaltene verkieselte Coniferenstämme, die ebenso wie Juglans-
früchte, Cruziferensamen und nach Ansicht des Herrn Oberlehrers A. Flöckher
an Cycadeen erinnernde Früchte, wohl miocänen Alters sind und noch ein-
gehenderes Studium verlangen.') —
Die Figuren im Text sind vom Autor gezeichnet. Fig. 5 und ıı mit
Hülfe einer vergrößerten Photographie, Fig. 12 (Triptychia margaretae) ist ein
Kupferclichee nach Photographie ohne jegliche Retouchierung. Alle Originale
befinden sich im Roemer-Museum,
') Auch das Vorkommen eines trüben Bernstein-artigen Harzes bei Oppeln, welches sehr
an den sog. „kumstfarbigen“ Bernstein des Samlandes erinnert, verdient Interesse,