Full text: Der Auctor V. de Beneficiis, das Görlitzer Rechtsbuch und das System des Lehnrechts (2. Theil, 2. Band)

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einem Höhern und einem Niedern, es kennt unter den 
Verbundenen Gnade, Huld, Ehrerbietung und Folge- 
leistung, in scinen Fortsetzungen bildet es die Ver- 
waltungsstufen nach, in dem Heimfall des Geliehenen 
die Rückkehr des anvertrauten Amtes. Jedoch frei 
begründet und auflösbar, durch Hand und Mund in 
jedem einzelnen Falle persönlich geschlossen, auf einer 
dinglichen Unterlage ruhend, ist die Stellung des Va- 
sallen traulicher, mannigfacher, eindringlicher und wirk- 
licher als die des Unterthanen. Und mit dieser ge- 
nauern Berührung der Personen, der grófsern Gleich- 
heit gegenseitiger Treue, den Beziehungen zu gemein- 
samen Gule iritt das Band zwischen Herrn und Mann 
um eben so vieles dem genossenschaftlichen nahe. 
In Deutschland aber ist nicht nur dem Character 
sondern auch der Zeit der Herrschaft nach, unter den 
Rechtsgedanken, welche nach einander das Reich zu- 
sammenhalten, die Lehnsmacht die vermittelnde. Als 
das imperium Carls des Grofsen, in unendlicher Zerthei- 
lung von Stufe zu Stufe sich ergiefsend, fast zerrinnt, da 
legt die Lehnspflicht um die lockere Unterthanensehaft 
der Grofsen ihren geschmeidig festen Reif. Und als 
dann mit der Neige des Mittelalters das gestörte 
Gleiehgewicht zwischen Herrn und Mann, zwischen 
der persönliehen und dinglichen Seite dem Lehnsbande 
seine Spannkraft nimmt, als die Mitvasallen des Rei- 
ches sich schon lange nicht mehr wie „Hausgenossen‘“ 
betrachten, da ist es das früher zurückgehaltene Eini- 
gungswesen, in welchem Kaiser und Stände das Heil 
für das Ganze suchen. So sieht die neue Zeit die 
Herren als des Reiches Unterthanen Vasallen und Glie- 
der zugleich. 
Von jenem Höhepunkt des Feudalismus, wo er ın 
die Kreise des Völker-, Staats- und Privatrechis 
gleichmäfsig eindringt, vermögen wir seiner Erschei- 
nung, wie sie heransteigt und wie sie sinkt, zu den Anfän- 
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