daß das Wesen der Ortsangabe eine Änderung erfährt! Schwebt
beispielsweise über dem Potsdamer Platz eine Wolke, so kann der
Ort dieser, bezogen auf die Erdoberfläche, dadurch festgelegt wer-
den, daß man auf dem Platze senkrecht eine Stange errichtet, die bis
zur Wolke hinaufreicht. Die mit dem Einheitsmaßstab gemessene
Länge der Stange in Verbindung mit der Angabe des Ortes des Fuß-
punktes der Stange ist dann eine vollständige Ortsangabe. An diesem
Beispiele sehen wir, auf welchem Wege eine Verfeinerung des Orts-
begriffes vor sich gegangen ist.
a) Man setzt den starren Körper, auf den sich die Ortsangabe be-
zieht, in solcher Weise fort, daß der zu lokalisierende Gegenstand
von dem vervollständigten starren Körper erreicht wird.
b) Man benutzt zur Charakterisierung des Ortes die Zahl statt
benannter Merkpunkte (hier die mit dem Maßstab gemessene Länge
der Stange).
c) Man spricht von der Höhe der Wolke auch dann, wenn eine
Stange, welche die Wolke erreicht, gar nicht errichtet ist. In unserem
Falle ermittelt man aus optischen Aufnahmen der Wolke von ver-
schiedenen Stellen des Bodens aus unter Berücksichtigung der Aus-
breitungseigenschaften des Lichtes, wie lang die Stange gemact
werden müßte, um die Wolke zu erreichen.
Aus dieser Überlegung sieht man, daß es für die Beschreibung von
Orten vorteilhaft sein wird, wenn es gelingt, sich durch Verwendung
von Meßzahlen von der Existenz mit Namen versehener Merkpunkte
auf dem starren Körper, auf den sich die Ortsangabe bezieht, un-
abhängig zu machen. Dies erreicht die messende Physik durch An-
wendung des kartesischen Koordinatensystems.
Dieses besteht in drei zueinander senkrechten, zu einem starren
Körper verbundenen starren, ebenen Wänden. Der Ort irgendeines
Geschehnisses in bezug auf das Koordinatensystem wird (im wesent-
lichen) beschrieben durch die Angabe der Länge der drei Lote oder
Koordinaten (x, y, z), vgl. Abb. 2, S. 20, welche von dem Geschehnis
aus auf jene drei ebenen Wände gefällt werden können. Die Längen
dieser drei Lote sind durch eine Folge von Manipulationen mit
starren Stäben ermittelbar, welche Manipulationen durch die Gesetze
und Methoden der euklidischen Geometrie vorgeschrieben werden.
Bei den Anwendungen sind jene das Koordinatensystem bilden-
den starren Wände meist nicht realisiert; auch werden die Koordi-
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