404 Mechanik flüssiger Körper.
Daß der Luftdruck hier wirklich diese Rolle spielt, geht vorzüglich daraus
hervor, daß, wenn der Versuch in einem luftleeren Raume stattfindet, der Aus-
Auß stets in der Fig. 411 dargestellten Weise vor sich geht, also die Ausfluß-
menge nicht vermehrt wird.
Macht man in die Seitenwand der Ansatzröhre da, wo die größte Kon-
traktion stattfindet, ein Loch, so wird durch diese Öffnung Luft eingesaugt,
und der Strahl hört auf kontinuierlich zu sein.
Wenn in eine solche von obenher gemachte Seitenöffnung eine heber-
förmig gebogene Röhre xy, Fig. 413, eingesetzt wird, deren unteres Ende in
ein Gefäß mit Wasser oder Quecksilber mündet, so wird
durch das Bestreben des Wassers, in der Ansatzröhre einen
luftleeren Raum zu bilden, die Flüssigkeit in der Röhre xy
in die Höhe gesaugt. Dieses Phänomen des Saugens
beweist ebenfalls den Einfluß des Luftdruckes auf die
soeben betrachteten Erscheinungen. Da eine konische An-
satzröhre eine noch größere Ausflußmenge gibt als eine
zylindrische, so muß sie auch ein stärkeres Saugen er-
zeugen, d. h. es wird in der Röhre xy unter übrigens
gleichen Umständen durch ein konisches Ansatzrohr die
aufgesaugte Flüssigkeitssäule zu einer größeren Höhe ge-
hoben als durch ein zylindrisches.
Wir werden an späterer Stelle bei Beschreibung der Luftpumpen und
der Gebläse Apparate kennen lernen, welche auf einem verwandten Prinzip
beruhen.
EZ
$ 140. Reibungswiderstand in langen Röhren. Mit der nach der
Gleichung v® —= y2 gH berechneten Geschwindigkeit fließt eine Flüssigkeit
nur durch eine in dünner Wand angebrachte Öffnung aus; wenn dagegen der
Ausfluß durch lange und verhältnismäßig enge Röhren geschieht, so findet
ein Reibungswiderstand statt, welcher die Ausflußgeschwindigkeit erheb-
lich vermindert. Aus diesbezüglichen Versuchen ergibt sich für dieselbe
annähernd die Formel:
VÖ al in . . . . . . . . . . (1)
be
d
worin ! die Länge, d den Durchmesser der Röhre, und b eine mit der Ge-
schwindigkeit v selbst veränderliche Größe bedeutet. Es ist nämlich nach
Weisbach, wenn alle Größen in Meter gemessen werden:
v = 0,01439 + ODIETE,
yv
Diese Formel für die Ausflußgeschwindigkeit gilt aber auch nur für den
Fall, daß die Röhrenleitung überall gleich weit und ziemlich gerade, nament-
lich, daß kein besonderer Widerstand beim Eintritt aus dem Reservoir in
die Röhre zu überwinden ist.
Wenn das aus dem Gefäße, Fig. 414, durch die Röhre ac ausfließende
Wasser auf seinem Wege keine Reibung zu überwinden hätte, wenn es bei c
mit der Geschwindigkeit ausflösse, welche der vollen Druckhöhe entspricht,