Full text: Die mathematischen Theorien der Planeten-Bewegungen

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III. Abschnitt. Die Theorie der Störungen. 
den Fall zweier Planeten die Existenz säcularer Variationen der Ex- 
centricitäten und Neigungen, der Perihelien und Bahnknoten nach 
zuweisen. Leider waren bei der numerischen Berechnung viele Fehler 
aufgetreten, welche das Resultat völlig entstellten und daher vielleicht 
Euler mit veranlassten, sich anderen Untersuchungen zu widmen. 
In seinen Abhandlungen findet man ausser der Grundlage der allge 
meinen Theorie noch die fundamentalen Sätze über die Entwickelung 
der Störungsfimction in eine trigonometrische Reihe, deren Argumente 
die mittleren Anomalien bilden. 
Die grundlegenden EüLER’schen Gedanken wurden bis zu ihren 
letzten Gründen von Lage an ge verfolgt, dessen Verdienste um die 
Astronomie allein hinreichen würden, ihm ein unzerstörbares Denk 
mal zu setzen. Seine erste Arbeit erschien in den Mélanges de la 
Société de Turin, Tome III, 1766. Er betrachtet hier in dem Aus 
druck für den Radiusvector die Excentricität und die Länge des Peri- 
hels als variabel und differentiirt in diesem Sinne total nach der Zeit. 
Den Theil des Differentialquotienten, welcher von der Variation dieser 
beiden Constanten herrührt, setzt er gleich Null, differentiirt noch 
einmal, führt darauf die Störungsfunction ein, und erhält so zwei 
Gleichungen zur Bestimmung der Differentialquotienten jener beiden 
Elemente. Allerdings ist dieses Verfahren ungenau, weil er von der 
Variation der grossen Achse und der Epoche des Perihels absieht. 
Doch stellt er, sich auf zwei Planeten beschränkend, die richtige End 
gleichung zur Bestimmung der säcularen Perioden, welche bei Euler 
fehlerhaft gewesen war, auf. Auch für die Neigungen und Knoten 
erhält er richtige Formeln, so dass seine numerischen Resultate bei 
der Anwendung der Theorie auf die grössten Planeten — Jupiter und 
Saturn — ziemlich richtig sind. Dagegen treten bei der Bestimmung 
der mittleren Längen der beiden Planeten zwei dem Quadrate der 
Zeit proportionale Glieder auf, die durchaus falsch sind und sich 
durch die Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, welche der grosse 
Mathematiker in diesem ersten Versuch auf einem unbearbeiteten 
Felde sich gestattet hatte. 
Im Jahre 1773 reichte Laplace der Akademie der Wissenschaften 
seine erste Arbeit über die Theorie des Planetensystems ein, welche 
im Jahre 1776 in den Mémoires des savants étrangers erschien. Er 
bestimmte mit voller Genauigkeit die Formeln für die Differential 
quotienten der Elemente, welche allerdings durchaus noch nicht die 
erst später entstandene elegante Form besassen. 
Indem er die numerischen Rechnungen für Jupiter und Saturn
	        
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