Full text: Die mathematischen Theorien der Planeten-Bewegungen

§ 42. Kurze Geschichte der Störungstheorien. 
ausführte, fand er zu seiner Ueberraschung, dass sich die säcularen 
Glieder in dem Werthe für den Differentialquotienten der grossen 
Achse gegenseitig aufhoben und einmal auf diese Erscheinung auf 
merksam gemacht, gelang ihm der Nachweis, dass dieselbe kein Spiel 
des Zufalls, sondern in den Formeln begründet war, wenn man in 
der Entwickelung der Störungsfunction bis zu den Gliedern zweiten 
Grades in Bezug auf Excentricitäten und Neigungen ging. 
Die Theorie der säcularen Variationen der Elemente entsprang 
im letzten Grunde dem Umstande, dass das gewöhnliche Verfahren 
der Integration durch Reihen der Zeit proportionale Glieder hervor 
brachte. Alles Sinnen von Euler, Lagrange und Laplace war nun 
darauf gerichtet, diese Glieder zu beseitigen. Wenn man ihre Werke 
studirt, so kann man sich der Vermuthung nicht erwehren, dass 
neben den rein mathematischen Ueberlegungen noch eine gewisse 
Art methaphysischer Gründe ihre frühesten Forschungen, welche den 
Uebergang von völliger Unkenntniss zur vollendeten Klarheit vermit 
telten, leitete. Die sich bald zeigende Thatsache, dass die Theorie 
der absoluten Störungen für das Planetensystem nicht die angemes 
senste war, liess allmälig die Theorie der Variation der Constanten 
entstehen, und zwar eigenthümlicher Weise zunächst nicht in ihrer 
ganzen Reinheit, sondern sonderbar vermischt mit der ersten Theorie. 
Man sah ein, dass der säcularen Glieder wegen die Elemente sein* 
grosse Umgestaltungen im Laufe der Zeit erleiden müssen, aber an 
statt diese direct zu bestimmen, schlug man zunächst Umwege ein. 
Dies zeigt sich sehr deutlich in Laplace, Mécanique céleste, erster 
Band, wo zunächst aus den Ausdrücken für die absoluten Störungen 
der Coordinaten künstlich die der Zeit proportionalen Glieder entfernt 
und dann nach Einführung der vollständigen Theorie der Variation 
der Constanten der naturgemässe Weg der Integration unter allei 
niger Beibehaltung des säcularen Gliedes der Störungsfunction ein 
geschlagen -wird. 
Ein weiterer Fortschritt ist in einer 1774 von Lagrange ver 
fassten, in den Annales de l’Académie des sciences erschienenen Ab 
handlung zu verzeichnen, wo er statt der Excentricitäten und Peri- 
helien die Elemente h und l und statt der Neigungen und Knoten 
die Elemente p und q einführt. Die Differentialgleichungen wurden 
durch diese Transformation linear. Im Jahre 1780 betrachtete er in 
einer in den Mémoires de l’Académie de Berlin 1782 abgedruckten 
preisgekrönten Abhandlung über die Störungen der Kometen die ellip 
tischen Coordinatenausdrücke zum ersten Male in ihrer ganz allge- 
. 19*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.