294 III. Abschnitt. Die Theorie der Störungen.
Nachdem die Theorie fest begründet und in allen Theilen aus
dem Dunkel des ersten Anfanges in das Stadium vollständiger Durch
sichtigkeit getreten war, handelte es sich besonders darum, die ana
lytischen und numerischen Entwickelungen bis zu einem immer höheren
Grade der Schärfe und Genauigkeit zu treiben. Wenn man die Stö
rungsfunction bis zu höheren Potenzen der Excentricitäten und Nei
gungen entwickeln will, so nimmt die Rechnung immer grössere Dimen
sionen an. Es haben sich daher die bedeutendsten Mathematiker um
dieses Problem bemüht und dasselbe gefördert. So hat Cauchy in
den Comptes rendus eine zahlreiche Reihe von Artikeln veröffentlicht,
in welchen er ganz neue Ideen vorlegt und seine berühmte Theorie
der Residuen anwendet. Cauchy drückt zunächst die Coordinaten
vermittelst der excentrischen Anomalien aus und entwickelt die Stö
rungsfunctionen nach den trigonometrischen Functionen derselben.
Vermittelst der Bessel ’sehen Functionen ist es dann leicht, von den
excentrischen zu den mittleren Anomalien überzugehen. Von beson
derer Eleganz und Einfachheit werden seine Formeln, wenn die Ord
nung des Gliedes, dessen Coefficienten man bestimmen will, eine sehr
hohe ist. Seine Arbeiten auf diesem Gebiet scheinen bei den übrigen
Astronomen keinen grossen Anklang gefunden zu haben, trotzdem er
in einer Controverse mit Leveeeier bewiesen hat, dass seine Resul
tate auch praktische Verwerthung finden können.
Wenn es nur auf die numerische Berechnung eines Coefficienten
ankommt, so kann man denselben, wie wir gesehen, durch zweimalige
Integration auswerthen. Es ist bemerkenswert!!, dass Liouville (Note
sur le calcili des inégalités periodiques du mouvement des planètes)
Journal de Mathématiques pures et appliquées 1836, pag. 197, ein
Verfahren angegeben hat, wie man mit Erreichung eines sehr hohen
Grades von Genauigkeit dieses Doppelintegral auf ein einfaches zurück
führen kann. Später hat Leveeriee sich sehr eingehend mit der
numerischen und auch analytischen Entwickelung der Störungsfunction
beschäftigt und ist dabei mit einer bewunderungswürdigen Genauig
keit vorgegangen. In seinen Recherches astronomiques hat er alle
Coefficienten bis zum siebenten Grade incl. berechnet und damit eine
Arbeit vollzogen, die nur der beurtheilen kann, welcher einmal der
gleichen Rechnungen unternimmt. Ausser den oben genannten Astro
nomen und Mathematikern haben sich Besser, Lubbock, Encke,
Hansen, Gyldén, Newcomb und Andere mit der Entwickelung der
Störungsfunction beschäftigt. Hansen, welcher überhaupt gern ihm
eigenthümliche Wege eingeschlagen hat, hält für den Fall, dass die