Full text: Kepler. Galilei

Plan auf und gestattete, daß Galileo sich dem Studium der 
Heilkunde widme. Im jugendlichen Alter von 17% Jahren 
bezog derselbe die heimatliche Hochschule, an welcher dazumal 
mehrere tüchtige Lehrkräfte angestellt waren, freilich aber keine 
Repräsentanten exakter Denkweise. 
Von Galileis medizinischen Studien sind wir wenig unter 
richtet, denn eine darauf bezügliche Erzählung mußte leider 
durch die archivalische Forschung, wie dies das Los so mancher 
schönen Anekdote ist, ins Bereich der Fabel verwiesen werden. 
Es wird nämlich berichtet, daß der junge Student beim Be 
trachten einer in der Domkirche zu Pisa ausgehängten und in 
Bewegung geratenen Ampel das Gesetz vom „Jsochronismus 
der Pendelschwingungen" entdeckt und den Umstand, daß die 
Schwingungsdauer eines Pendels von der Größe des Aus 
schlagswinkels nahezu unabhängig ist, für die Messung der 
Pulsfrequenz von Fieberkranken verwertet habe. Die be 
treffende Hängelampe wird noch jetzt von jedem Besucher der 
Kathedrale andächtig betrachtet, allein Supino tonnte aus den 
Domrechnnngen nachweisen^), daß die Lampe, welche im 
Jahre 1583 den nachdenkenden Jüngling zu seiner ersten 
Beobachtung angeregt haben soll, erst vier Jahre später von 
dem slorentinischen Erzgießer Battista di Domenico Lorenzi 
fertiggestellt worden ist. Es könnte ja eine andere Lampe 
den gleichen Effekt erzielt haben, allein das Schweigen Galileis 
macht an sich schon die kleine Historie unwahrscheinlich. 
Besser beglaubigt ist eine zweite. Der toscanische Hos 
hatte die Gewohnheit, ab und zu auch einige Monate in der 
Nachbarstadt Pisa zuzubringen, und es wurde da auch, wie 
sich von selbst versteht, der Unterricht fortgesetzt, welchen der 
Pagenhosmeister Ostilio Ricci seinen Zöglingen zu erteilen 
hatte. Galilei war mit Ricci bekannt, wagte aber gleichwohl 
nicht, um Zulassung zu den mathematischen Lehrstunden zu 
bitten; da er aber stets mehr den Mangel einer tüchtigen 
Vorbildung in dieser Wissenschaft als Nachteil fühlte, so schlich
	        
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