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an den Po überzusiedeln. So kam es, daß Galileis Antritts
vortrag, der für ihn und nicht minder für die Wissenschaft einen
neuen Zeitraum eröffnete, erst am 7. Dezember 1592 gehalten
werden konnte.
Leider ist diese Inauguralrede nicht aus uns gekommen 22 ),
aber es scheint, daß sie großen Eindruck gemacht und Studie
renden wie Gelehrten einen Vorgeschmack dessen gegeben hat,
wessen sie sich von dem neuen Lehrer und Kollegen zu versehen
hatten 24 ). Auch aus Venedig und Vicenza trafen Glückwünsche
zu dem gleich anfangs erzielten großen Erfolge ein. Sofort
füllte sich auch Galileis Hörsaal, als am 13. Dezember ge
nannten Jahres die regelmäßigen Vorlesungen ihren Anfang
nahmen; wir können die Anzahl derer, welche ordnungsmäßig
belegt hatten — und, wie jetzt, werden zu diesen wohl noch
andere hinzugekommen sein — aus den Verzeichnissen der aka
demischen Quüstur, „pontadure“ genannt, unschwer kennen
lernen. In Geldsachen war man in Padua, wie auch in Pisa,
sehr genau, und während man daraus sah, daß die Hörer ihr
pflichtschuldiges Honorar entrichteten, zog man auch den Pro
fessoren, wenn sie ohne Grund ihre Lektionen aussetzten, einen
Teil ihres Gehaltes aß 24 ). Bald ward der für das mathe
matische Fach bestimmte Hörsaal als zu klein befunden, und
Galilei mußte in den großen Saal der Artistenfakultät über
siedeln 2 ^), welcher tausend Personen zu fassen vermögend war,
wenn die Fama das Richtige meldet 2<3 >. Über die öffentlichen
Vorlesungen, welche ja natürlich die meiste Anziehungskraft aus
das größere Publikum ausgeübt haben werden, sind wir durch
die „Rotoli" gut unterrichtet. Es wurden wesentlich die gleichen
Themen behandelt, wie in Pisa, wo sich der Lehrauftrag aus
die Elemente des Euklides, die Sphärik des Theodostus, die
Astrologie des Ptolemaeus und den kleinen astronomischen
Lehrbegriff des Engländers Sacrobosco (Johann von Halifax)
bezogen hatte 2 '); 1593—94 las Galilei über Sphäre und
Euklid, 1594—95 über den ptolemaeischen Almagest, 1597—