Full text: Kepler. Galilei

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uns verraten, die in Rom befindlichen Freunde Galileis für 
diesen eine goldene Zeit herangebrochen, und dieser selbst hielt 
es für angezeigt, sich dem neuen Statthalter Christi persön 
lich vorzustellen und gleichzeitig eine seinen Herzenswünschen 
günstigere Entscheidung der ihn unaufhörlich beschäftigenden 
wissenschaftlichen Fragen zu erzielen. Cesi und Rinuccini, 
brieflich um Rat befragt, äußerten sich, im Einverständnis 
mit der ganzen Accademia dei lincei, günstig t34 ), und so trat 
Galilei im April 1624, ein rüstiger Sechziger, seine vierte 
Romreise an, wiederum mit Empfehlungsschreiben gut aus 
gerüstet. Unter seinen Gönnern erscheint diesmal auch ein 
Hohenzoüer, der Bischof Eitelfritz von Osnabrück, den seine 
Beredsamkeit anläßlich einer Gesellschaft beim Kardinale Cobe- 
lnzzi als Kämpen für die gute Sache gewonnen hatte 135 ). 
Von Urban wurde Galilei zu wiederholten malen empfangen 
und sehr freundlich behandelt, aber eine bestimmte Erklärung 
zu gunsten der astronomischen Denkfreiheit war nicht zu er 
langen, und als wesentlicher Trost blieb nur der, daß der 
Papst dritten Personen gegenüber sich ausdrücklich dahin aus 
gesprochen haben sollte, die Lehre von der Erdbewegung sei 
zwar kühn, nicht aber häretisch 136 ). Die großherzogliche Familie 
empfing Lobsprüche über ihren trefflichen Hofmathematiker 
Augenblicklich stand alles zum besten, und wenn auch der Plan, 
schon im Folgejahr 1625 wiederum nach Rom zu gehen, aus 
äußeren Gründen ausgegeben wurde, so war aufgeschoben doch 
nicht aufgehoben, und Galilei durste sich mit der Hoffnung 
tragen, daß cs ihm doch schließlich gelingen werde, durch 
dringen und seine Forschungen unter dent Schutze des Fischer 
ringes mit erhöhtem Nachdrucke fortsetzen zu können. 
Die Verwarnung durch Bellarmin betrachtete er nach wie 
vor unter dem Gesichtspunkte, daß ihm zwar eine ausdrück 
liche Vertretung der eopernicanischen Lehre untersagt, wissen 
schaftliche Erörterung derselben dagegen gestattet sei, und darum 
nahm zuerst er keinen Anstand, dem ihm sonst befreundeten
	        
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