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Drähnungen mußten ihn, den Wissenden, sehr unangenehni
berühren. Endlich sandte er die Einleitung in der Form,
wie er sie gedruckt wissen wollte, mit einem in den Akten"')
uns aufbehaltenen Schreiben an den toscanischen Großinqui
sitor, und es erfolgte auch der Druck ganz jener Weisung
gemäß. Dieses konnte um so leichter geschehen, da ja Ga
lilei selbst — die wesentlich gleichlautende Schrift gegen Jn-
goli legt dafür Zeugnis ab — an der Fassung, welche die
Vorrede erhalten sollte, in hohem Grade beteiligt war. Jetzt
schienen alle Bedenken behoben, und mit der Druckerlaubnis
sowohl des kirchlichen wie auch des staatlichen Zensors ver
sehen, trat das Buch hinaus in die Welt, um sofort allent
halben das größte Aussehen zu erregen. Die fortschrittlich
gesinnten Gelehrten begrüßten es mit lautem Jubel W8 ), und
nur ein einziger äußerte Zweifel, ob nicht die Publikation
ihrem Verfasser Nachteile bringen werde U9 ).
Des Dialoges Wesen ist, wie wir hier einschalten müssen,
das, daß die Männer sich mit einander über die wichtigsten
kosmologischen Probleme unterhalten. Der eine derselben
führt den Namen Sagredos, des uns längst bekannten wür-
digen Freundes unseres Helden; auch der zweite, @alüiati 150 ),
entspricht einer zeitgenössischen Persönlichkeit, und nur der
dritte, Simplicio, repräsentiert einen ganzen Stand, den der
peripatetischen Philosophen, indem dabei aus den alten
Aristoteles-Kommentator Simplicius angespielt werden sollte.
Letzterer spielt daher eine recht unglückliche Rolle; man freut
sich unwillkürlich, wie gründlich er immer von seinen beiden
Genossen, vorab von Sagredo, abgeführt wird, und sieht so
fort, daß dem Vertreter der alten Lehre gleich von Ansang
an eine recht fatale Stellung zugewiesen werden sollte. Mit
dieser Art der Ironisierung mußte sich Galilei bei seinen
Feinden in eine weit schlimmere Lage bringen, als wenn er
etwa bloß in gründlichen Monographien und sachlich-ernster
Erörterung seine neuen Theorien den überkommenen gegen-