^f) 131
Durch die in Mittelitalien herrschende Pest hatte der
Postenlaus Unterbrechungen erfahren, und deshalb kamen in
Rom die dorthin gesandten Exemplare des Dialoges erst im
Sommer an, während der Großherzog sein Widmungsexemplar
bereits im Februar 1632 erhalten hatte. Im August und
September erfolgten die ersten Schritte gegen das Werk, dessen
Flug in die Welt allerdings nicht mehr auszuhalten gewesen
war, und gleichzeitig wurde aus Sonderbefehl des Papstes eine
„Spezialkongregation" zur Untersuchung der Angelegenheit
gebildet 156 ). Ihr gehörte auch der arme Riccardi au, der
sich durch sein zu wenig entschiedenes Verfahren die Unzu
friedenheit Urbans zugezogen hatte; die Beiziehuug solcher
Gelehrten, welche Galilei freundlich gesinnt waren, wurde
ebenso abgelehnt, wie die Bestellung eines besonderen Ver
teidigers. Zwei der vatikanischen Sammlung einverleibte
Aktenstücke 157 ) gewähren uns einen Einblick in die Beratungen
des Prüfungsausschusses. Alan einigte sich über acht zu
beanstandende Punkte, und zwar erscheinen unter diesen als
die gravierendsten der dritte und achte 158 ), weil es sich da
um die Vertretung der für ketzerisch erklärten Lehrmeinung
von der Bewegung der Erde handelt. Am 15. September
wurde der Gesandte Niccolini verständigt, daß die Sache an
das H. Offizium zur weiteren Behandlung hinübergegeben
sei, und dieses beschloß acht Tage später, Galilei nach Rom
vorzuladen. Man darf annehmen, daß die Einsetzung der
Spezialkommission als ein Akt der Courtoisie gegen den Groß
herzog gedacht war; sie sollte nicht direkt als eine Ver
anstaltung des Jnqnisitionstribunales erscheinen, aber in Wirk
lichkeit mußte es ja jedermann klar sein, daß zum Schlüsse
nur dieses Tribunal an die Reihe kommen werde. Es wurde
eben nur eine Formalität erfüllt, zu welcher Urban selber den
Anlaß gegeben hatte.
Die florentinische Regierung war davon, daß gegen einen
bei ihr und bei dem Fürsten in so hohem Ansehen stehenden
9*