Full text: Kepler. Galilei

—4S 133 &— 
Vorerst wurde ihm hier eine auffallend lauge Schonzeit 
gegönnt. Er konnte sich unter der fürsorglichen Pflege der 
wackeren Frau Caterina Niccolini von den Strapazen der 
Winterreise erholen und Besuche nach Belieben abstatten, so 
daß er wieder vertrauensselig wurde und in mehreren nach 
Florenz gerichteten Briefen die Hoffnung ausdrückte, man 
scheine die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen mehr und 
mehr als grundlos anzuerkennen. Allein gar bald zeigte es 
sich, daß die Inquisition aus dem einmal betretenen Wege, 
nur allerdings mit verhältnismäßig großer Langsamkeit, vor 
wärts schreite, denn zu Anfang April mußte Galilei seine 
bisherige Wohnung verlassen und, wiewohl zu leichter Hast, 
in das Amtshaus des Jnquisitionstribunales übersiedeln'""). 
Mit längerer Unterbrechung, während welcher er sich wieder 
bei Niccolini aushielt, befand sich Galilei drei Wochen in 
eigentlicher, jedoch nicht drückender Gefangenschaft, und die 
hier und da zu lesende Behauptung, er habe Jahre in schwerer 
Kerkerhaft zugebracht'"ft, ist durchaus unrichtig; nach dieser 
Seite hin darf das Strafverfahren gewiß nicht als ein iu- 
humanes gekennzeichnet werden. Auch der Verhörrichter, 
P. Macolano, gewöhnlich nach seiner Vaterstadt Firenzuola 
zubenannt, ging so milde, wie es immer möglich war, bei den 
gerichtlichen Vernehmungen zuwege. 
Am 12. April 1633 fand die erste dieser Vernehmungen 
statt""). Sie drehte sich begreiflicherweise hauptsächlich um 
die Art und Weise, wie siebzehn Jahre Zuvor der Kardinal 
Bellarmin das Verbot der copernicanischen Lehre ins Werk 
gesetzt habe. Weiterhin suchte man herauszubringen, ob nicht 
eine Art von Erschleichung der Druckerlaubnis für den Dialog 
stattgefunden habe. Nach Abschluß des Verhöres wurden 
gutachtliche Äußerungen von seiten der drei Theologen Oregio, 
Jnkhoser und Pasqualigo, deren ersterer die Stelle eines geist 
lichen Sachverständigen beim Papste selbst bekleidete, einge 
fordert'""). Der deutsche Jesuit Jnkhoser erscheint hier als
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.