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bürste 172 ). So schien es immer noch, als ob die leichte Ge
fangenschaft auch mit einer leichten Strafe ihren Abschluß
finden werde, und Galilei selbst, wie auch sein Gastfreund,
wiegten sich in dieser Hoffnung. Dieselbe war eitel, denn in
der am 16. Juni abgehaltenen Sitzung des Jnquisitions-
tribunales bereiteten sich ganz andere Dinge vor. Ein Referat
über diese entscheidende Sitzung, welches nach Grisar 171 ) bei
den Teilnehmern in Umlauf gesetzt war und als zusammen
fassender Rückblick ans die ganze Prozeßangelegenheit, seit
Lorinis Denunziation von 1615, charakterisiert werden kann,
ist den Akten beigeheftet 171 ).
Ob freilich dieser Bericht als ein echter zu betrachten sei,
ob er nicht vielleicht einer späteren Zeit entstamme und nur
zu dem Zwecke Aufnahme in die Akten gefunden habe, um
die Handlungsweise des H. Offiziums unberufenen Eindring
lingen in diese Geheimnisse als eine möglichst korrekte und
unverfängliche erscheinen zu lassen, das ist wieder eine Frage
für sich, welche erst seit zwei Jahrzehnten zur Beratung steht.
Einer der scharfsinnigsten Galilei-Forscher der Gegenwart,
E. Wohlwill, dessen Bedenken über die Bellarminsche Erklärung
uns bereits früher beschäftigt haben, ist in einer umfangreichen,
zunächst allerdings auf einen etwas anderen Gegenstand ge
richteten Spezialschrist dafür eingetreten 17 ^), daß das an die
Spitze des Aktenfaszikels gestellte Dokument erst dann hinein
gebunden worden sei, als man die Notwendigkeit einer ge
wissen Rechtfertigung zu fühlen begonnen habe, während das
selbe vorher überhaupt nicht existierte. Aus die sorgfältige
kritische Prüfung der kompilatorischen Darstellung, wie sie der
Hamburger Historiker vornimmt, kann an diesem Orte im ein
zelnen nicht eingegangen werden; vielmehr muß die Hervor
hebung einiger besonders wichtig erscheinender Punkte aus
reichen. Wohlwill denkt sich, daß zur Zeit der Franzosen
herrschaft, als man der Wegführung aller geschichtlichen und
künstlerischen Kostbarkeiten nach dem bekannten Branche der