Full text: Kepler. Galilei

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Hof unumgänglich lucir 190 ); bann aber auch, weil der Grad 
der Zerknirschung bei dem Angeklagten ein derartiger gewesen 
sein muß, daß ein mehreres, als man erlangte, überhaupt 
nicht mehr erlangt werden konnte. Grausam ohne Zweck ist 
aber ein Gericht niemals, war es auch nicht in den dunklen 
Zeiten, von denen wir hier zu berichten haben. Auch wäre 
mit der vollzogenen Tortur der Umstand, daß sich Galilei 
unmittelbar nachher in ganz leidlichen Gesundheitsumständen 
befand, nicht wohl vereinbar. Man hat ja freilich die durch 
den Leichenbefund bekräftigte Thatsache, daß Galilei mit einem 
Brnchleiden behaftet war ^Z, aus die Tortur deuten wollen, 
aber es steht fest, daß das Übel schon damals bestand, als 
der Prozeß seinen Ansang nahm' 9 ch, und viel eher dürste man 
glauben, daß eben mit Rücksicht aus den ärztlich erhärteten 
Zustand des Jnkulpaten von der Realterrition schärfster Art — 
zu ihr gehörte als Vorstadium ja erwähntermaßen auch schon 
die Verbringung an den Schreckensort — Abstand genommen 
worden war. Wir verharren dabei: direkte körperliche Leiden 
sind Galilei von den Bediensteten der Inquisition nicht zu 
gefügt worden, aber im übrigen hat er die Schrecknisse reich 
lich schmecken müssen, welche das wohlgefüllte geistliche Zeug 
haus für verstockte Sünder seiner Art in Bereitschaft hielt. 
Der letzte Akt des furchtbaren Trauerspieles stand, als 
Galilei sich seinen Richtern rückhaltslos überantwortet hatte, 
unmittelbar bevor 193 ). Am 22. Juni 1633 fand im Hanpt- 
saale des Predigerklosters Santa Maria sopra Minerva eine 
Plenarsitzung des H. Offiziums statt; Galilei wurde vor den 
hohen Senat geführt und mußte stehend das lange, italienisch 
abgefaßte Urteil über sich ergehen lassen. Als Quintessenz 
des Spruches war anzusehen, daß der Schuldige seine Irr 
tümer und Ketzereien feierlich abzuschwören und zu verfluchen 
hatte; nächstdem mußte er das Verbot seines Werkes hin 
nehmen und wurde zu Kerkerhaft aus unbestimmte Zeit ver 
urteilt; die heilsame Buße, wöchentlich einmal während dreier
	        
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