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daß Galilei eine handschriftliche Arbeit ..De Motu“ unter
seinen Papieren gehabt habe, in welcher sozusagen der Über
gang von der Schuldoktrin zu den großen Neuerungen der
späteren Zeit verfolgt werden könne. Favaro, der die erste
getreu an das Antograuun sich haltende Edition bewerkstelligte,
verlegt die Entstehnngszeit in die Periode der Pisancr Lehr-
thätigkeit. Jetzt ist die Gegnerschaft gegen Aristoteles bereits
eine ausgesprochene; zumal die Rolle, welche dieser der Lust
hinsichtlich der Entstehung und Ausrechterhaltung der Bewegung
zuteilt, giebt den Anlaß zu einer kräftigen Polemik 28G ). Bon
fundamentalster Bedeutung ist ferner Galileis Wahrnehmung 28 ^,
daß „Schwer" und „Leicht" nicht absolute, grundsätzlich
konträre, sondern lediglich relative Begriffe seien. Als voll
ständig neu bezeichnet er selbst seine Untersuchung der Be
wegung eines schweren Punktes ans schiefer (Bene 288 ); hier
liegen die Keime der später vollendeten Theorie der gleich
förmig beschleunigten Bewegung vor, wenn auch die Fixierung
eines eigentlichen Gesetzes noch aussteht. Mit der Erkennt
nis, daß das Medium, in dem ein Körper sich bewegt, zur
Bewegung selbst nicht das mindeste beitrage 289 ), ist die
aristotelische Bewegungslehre endgiltig zu Boden geworfen.
Daß auch manch unrichtiges mit unterläuft, daß z. B. die
vollständige Krümmung der von einem Projektile beschriebenen
Linie noch nicht klar erkannt ist 29 °), kann angesichts eine*
ersten Versuches nicht Wunder nehmen. Dagegen wird ein
weiterer, gewichtiger Schlag gegen die herrschende Lehre ge
führt mit der Behauptung 2 ^), daß es überhaupt keinen der
Schwere gänzlich entbehrenden Körper gäbe, und daß das
Aufwärtssteigen schwerer Körper in einer spezifisch schwereren
Flüssigkeit ausschließlich durch den Austrieb der letzteren be
wirkt werde 292 ). Beigefügt ist noch ein Zwiegespräch zwischen
Alexander und Dominicas 298 ), worin sich die Vorliebe Galileis»
für die Darstellung wissenschaftlicher Wahrheiten in Dialog-
form deutlich genug zu erkennen giebt.
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