Full text: Kepler. Galilei

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ausführlicheren Widerlegung zu leibe 315 ). Gleich darauf er 
schien ein anderer Pisaner auf dein Plane, Giorgio Coresio, 
Lektor des Griechischen und deshalb schon, nach seiner Meinung, 
der natürliche Verteidiger des erhabenen Aristoteles gegen mo 
derne Widersacher; das noch unbedentendere Merkchen ist dies 
mal dem Prinzen Francesco Medici gewidmet 3 "'), wie man 
denn überhaupt die Tendenz, sich allerhöchsten Ortes angenehm 
zu machen, gar nicht verkennen kann; nunmehr übernahm Castelli 
die Kritik, indem der Meister selbst diese letztere noch mit einigen 
Glossen begleitete 317 ). Am 22. September 1612 richtete To- 
lomeo Nozzolini an den Erzbischof Marcimedici, in dessen Hause 
sich regelmäßig die antigalileische Kamarilla zusammen 
fand, ein ausführliches Schreiben :!18 ), worin er sich über von 
Galilei angeblich begangene Fehler aussprach, aber dieser bekam 
hiervon Kenntnis und wies in einem — übrigens sehr höflich 
gehaltenen — Privatbriese, den Favaro mit abdruckt 3 ^), Nozzo- 
linis Irrtümer nach. Und nun kam eben jener Lodovico Delle 
Colombe, diesmal, der Abwechslung halber, mit einer Widmung 
an Don Francesco Medici 3 ^);nirgendwo anders tritt der krasse 
Unfehlbarkeitsglaube an die peripatetische Philosophie so deut 
lich hervor, ivie bei diesem Schriftsteller 3 ^), der iu den „be 
wundernswerten und göttlichen" Spuren des Altmeisters eiu- 
herschreitet; die vierte Streitschrift endlich, die dev Vincenzo 
Di Grazia^-), ninmit zu Dou Carlo Medici ihre Zuflucht. 
Galilei begnügte sich, eine gedrängte Abfertigung beider Trak 
tate, Zunächst blos zum Privatgebrauche, aufs Papier zu werfen, 
welche er mit nachstehenden, Gegner dieses Schlages in der 
That genugsam stigmatisierenden Worten abschließt 323 j: „Ev 
hat keinen Zweck, zu antworten; Zeitverschwendung wäre ev, 
solche Leute überzeugen oder, richtiger gesagt, dahin bringen 
zu wollen, daß sie sich für überzeugt erklären; anderen gegen 
über aber braucht man überhaupt nichts zu sagen." Indessen 
hatte Galilei nichts dagegen einzuwenden, daß sein braver 
Schüler Castelli, der damals in Pisa die Mathematik lehrte,
	        
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